Mega-Deal um Auto der Zukunft: TTTech verkauft an NXP
Das Wiener Technologieunternehmen TTTech trennt sich vollständig von seiner Autosparte und konzentriert sich künftig voll auf die Bereiche Luft- und Raumfahrt, autonome Maschinen sowie Internet der Dinge. Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, wird die 35,8-Prozent-Beteiligung an TTTech Auto an den holländischen Halbleiter-Hersteller NXP verkauft.
Der Transaktionswert wird mit 625 Mio. Dollar bzw. knapp 600 Mio. Euro beziffert. NXP übernimmt 100 Prozent der Aktien von TTTech Auto, auch Audi, Samsung, der Autozulieferer Aptiv und Infineon steigen aus TTTech Auto aus. Die bestehende Partnerschaft mit NXP soll weiter verstärkt werden, heißt es in der Mitteilung.
Anbieter von Auto-Software zur Transformation
TTTech Auto ist laut eigenen Angaben ein führender Anbieter von Plattformprodukten und Dienstleistungen mit einem Fokus auf System, Safety und Security für Software-definierte Fahrzeuge (4SDV). Mit Serienerfahrung aus mehreren Millionen Autos auf der Straße und einem starken Technologieportfolio verfügt TTTech Auto über die wesentlichen Komponenten, um die Transformation der Automobilindustrie zu ermöglichen und voranzutreiben.
Das Unternehmen wurde 2018 aus der TTTech-Gruppe ausgegründet. Infineon, Samsung und Aptiv kamen als Gesellschafter hinzu, TTTech blieb Kernaktionär. TTTech hatte zunächst noch geplant, seine Autosparte an die Börse zu bringen. "Wir haben immer gewusst, das ist ein Thema für die großen Spieler. Aber wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass für den Börsengang das Umfeld nicht so richtig passt und dass es zu viele Unsicherheiten gibt", sagt TTTech-Mitgründer und CEO Georg Kopetz zur APA. Man habe aber dem Unternehmen die Möglichkeit geben wollen, weiter zu skalieren. "Und das haben wir jetzt optimal geschafft und deshalb werden wir uns von der Beteiligung trennen."
Spin-Off der TU Wien
Die TTTech-Gruppe mit Sitz in Wien ging aus einem Spin-Off der Technischen Universität Wien hervor und ist in mehreren Schlüsselindustrien tätig. Dazu zählen Flug- sowie Raumfahrzeuge und Trägerraketen, Windkraftanlagen und mobile Maschinen. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter im Nicht-automotive-Bereich und ungefähr 1.100 im Automotive-Bereich. 90 Prozent der Angestellten arbeiten in Europa. "Wir haben in Amerika und Japan nur Vertrieb und Kundensupport. Die ganze Entwicklung findet in Europa statt", erläutert Kopetz. Sehr stark sei man im Donauraum aktiv. "Wir sehen eine große Chance im Donauraum, weil dort sehr viele kompetente Techniker und Software-Entwickler sind." Die Tochtergesellschaft RT-RK Group mit Sitz in Novi Sad (Serbien) fungiert als Software-Kompetenzzentrum von TTTech.
Kopetz will die Erlösen aus dem Verkauf in bestehende und neue Marktsegmente reinvestieren: "Die Kernunternehmen der TTTech Gruppe werden ihr Portfolio an autonomen und intelligenten digitalen Lösungen für verschiedene Anwendungen wie robotische Maschinen, die Transformation des Energiesektors sowie in Luft- und Raumfahrtsystemen sehr aktiv weiterentwickeln".
Autonome Asphaltiermaschinen und Erntefahrzeuge
Als Beispiel nennt Kopetz etwa autonome Asphaltiermaschinen oder autonome Erntefahrzeuge. "Wir haben ein großes Problem in Europa, aber auch in Asien und Amerika: Es gibt aufgrund der Demografie immer weniger Leute, die einfache Arbeiten vornehmen wollen, die Rasenmähen wollen, die Müll abholen wollen, die Straßen putzen wollen." Künftig würden Menschen "mehr zum Supervisor und Operator" von autonomen Maschinen werden.
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