Milliardendeal: Novartis baut Konzern um
Mit milliardenschweren Zu- und Verkäufen baut der Schweizer Pharmakonzern Novartis sein Geschäft grundlegend um. Der Bereich Tiergesundheit werde für rund 5,4 Milliarden Dollar an den US-Wettbewerber Eli Lilly veräußert, teilte Novartis am Dienstag mit. Das Impfstoffgeschäft geht für 7,1 Milliarden Dollar und Lizenzgebühren an die britische GlaxoSmithKline.
Österreich
Hierzulande müssen Mitarbeiter des Schweizer Pharmakonzerns zumindest damit rechnen, künftig für einen anderen Konzern zu arbeiten. Dies wird vor allem jene Mitarbeiter an den heimischen Novartis-Standorten betreffen, die vom geplanten Verkauf der Impfstoffsparte an Glaxo Smith Kline (GSK) und der Animal Health-Sparte an Eli Lilly betroffen sind.
Wie viele Mitarbeiter davon betroffen sein werden, wollte Novartis am Dienstag nicht bekanntgeben. Zunächst seien die Wettbewerbsbehörden am Zug. "Wenn diese den geplanten Transaktionen grünes Licht geben, dann ist grundsätzlich ein Transfer der entsprechenden Mitarbeiter im Rahmen des Joint-Venture bzw. des Verkaufs der Impfstoffsparte an GSK und im Rahmen des Verkaufes von Novartis Animal Health an Eli Lilly geplant", so Novartis.
Novartis beschäftigt in Österreich an fünf Standorten in Wien, Oberösterreich und Tirol über 4600 Mitarbeiter. Als Länderholding fungiert die Novartis Austria GmbH mit Sitz in Wien.
Noch nicht betroffen
Nicht Teil der Transaktion seien die Grippe-Impfstoffe, die Novartis zu einem späteren Zeitpunkt veräußern will. Mit Glaxo werde zudem ein Gemeinschaftsunternehmen für nicht verschreibungspflichtige Medikamente gegründet, kündigte der Basler Konzern an. Ferner übernehmen die Schweizer von Glaxo für zunächst 14,5 Milliarden Dollar Krebsmedikamente. Das Tauschgeschäft wird von Marktbeobachtern als gute Idee bewertet. Novartis habe eine Lösung für praktisch alle seine Problemkinder gefunden, schrieb die Schweizer Privatbank Notenstein in einem Marktkommentar. Der Umfang der Transaktion mit GSK sei allerdings größer als erwartet.
Neuausrichtung
Das Novartis-Management um Konzernchef Joe Jimenez leitete im Frühjahr 2013 eine Strategie-Überprüfung ein. Der Konzern will sich in Zukunft aufAugenheilkunde, dasPharmageschäft undNachahmerprodukte konzentrieren.
Jimenez sprach von Transaktionen mit einer großen Tragweite. "Sie verbessern unsere Finanzkraft und dürften unsere Wachstumsraten und Margen unmittelbar steigern." Novartis will die Transaktion mit bestehenden flüssigen Mitteln, kurzfristigen Finanzierungsinstrumenten und bei Bedarf auch mit begrenzten Anleihenemissionen finanzieren. Die Verkauf an Eli Lilly solle bis Ende des ersten Quartals 2015 abgeschlossen werden, die Transaktion mit Glaxo in der ersten Hälfte des kommenden Jahres.
Glaxo erwägt weitere Verkäufe
Nach dem Milliardengeschäft mit dem Novartis stellt der britische Rivale GlaxoSmithKline indes weitere Verkäufe in Aussicht. Dabei gehe es um bereits eingeführte Medikamente, sagte Glaxo-Chef Andrew Witty am Dienstag. "Man darf nicht überrascht sein, wenn wir in den nächsten ein oder zwei Jahren hier etwas verkaufen."
Der Konzern konzentriere sich künftig auf die Kernbereiche Impfstoffe, Atemwegserkrankungen, Verbraucherprodukte und HIV-Medikamente. Diese Bereiche steuerten 70 Prozent zum Umsatz bei.
Mega-Fusion gescheitert
Unterdessen ist eine mögliche Mega-Fusion zweier Konkurrenten einem Pressebericht zufolge vorerst gescheitert. Der US-Pharmakonzern Pfizer habe in den vergangenen Wochen mit AstraZeneca über eine Übernahme gesprochen, berichtete dieSunday Times am Wochenende unter Berufung auf Investmentbanker und Industriekreise. Die Briten hätten aber dem Werben der Amerikaner nicht nachgegeben.
In der Pharmabranche kommt es in jüngster Zeit weltweit fast jeden Monat zu milliardenschweren Transaktionen. Viele Konzerne suchen wegen auslaufender Patente und sinkender Gewinnmargen nach neuen Geschäftsfeldern oder Partnern. In Deutschland hatte der Bayer-Konzern zuletzt die rund 2 Mrd. Euro schwere Übernahme des norwegischen Krebsmittelspezialisten Algeta abgeschlossen.
Konzern | Land | Umsatz 2013 | |||
Pfizer | USA | 47,9 Mrd. Dollar | |||
Novartis | Schweiz | 47,5 Mrd. Dollar | |||
Merck & Co. * | USA | 44 Mrd. Dollar | |||
Bayer | Deutschland | 40 Mrd. Dollar | |||
Roche | Schweiz | 39 Mrd. Dollar | |||
Sanofi | Frankreich | 37,1 Mrd. Dollar | |||
Glaxo-Smith-Kline | Großbritannien | 33,5 Mrd. Dollar | |||
Johnson & Johnson | USA | 28,1 Mrd. Dollar | |||
Astra Zeneca | Großbritannien | 25,7 Mrd. Dollar | |||
Eli Lilly | USA | 21 Mrd. Dollar | |||
Teva | Israel | 20 Mrd. Dollar |
Zahlen von APA und Handelsblatt
*Merck & Co. ist nicht zu verwechseln mit der deutschen Merck KGaA. Die beiden Unternehmen haben gemeinsame Wurzeln, gehen seit dem Ersten Weltkrieg aber getrennte Wege.
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