Wie die österreichische Wirtschaft vom Pfusch profitiert

Wie die österreichische Wirtschaft vom Pfusch profitiert
Den größten Anteil an Schwarzarbeit gibt es beim Bau und im Handwerk. Österreich ist jedoch das EU-Land mit dem geringsten Anteil.

Eine schwächelnde Konjunktur, eine hohe Inflation und die hohen Energiepreise treiben auch die Schattenwirtschaft in die Höhe. So sollte heuer der Umsatz mit Schwarzarbeit um 1,25 Milliarden Euro auf 34,52 Milliarden Euro steigen, geht aus einer Studie des Linzer Ökonomen und Schwarzarbeitsexperten Friedrich Schneider hervor. Damit mache der "Pfusch" in Österreich rund 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Österreich sei damit das EU-Land mit dem geringsten Schwarzarbeitsanteil.

"Der Pfusch betrug im vergangenen Jahr 33,27 Milliarden Euro oder 7,65% des offiziellen BIP in 2023. Dies ist ein Anstieg um 4,45 Milliarden Euro oder ein Zuwachs von circa 15,06% gegenüber 2022 . Dies war dann der höchste Anstieg der Schattenwirtschaft (des Pfuschs) seit dem Jahr 1998!", so Professor Schneider in seiner aktuellen Studie.

Wirtschaft profitiert

"Das im Pfusch verdiente Geld wird zu 85 Prozent sofort wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben, d.h. von der Schattenwirtschaft / dem Pfusch profitieren die Wirtschaft und wir, d.h. jeder, der pfuschen lässt oder selbst pfuscht. Zusätzlich dient das von der Schattenwirtschaft verdiente Einkommen beispielsweise auch als ein Puffer für die durch die Pandemie verursachte Rezession, da dieses Einkommen einen Teil der großen Einkommensverluste kompensiert. Ebenso gäbe es viele Häuser und Eigenheime ohne Pfusch nicht, weil sich nur sehr wenige ihr Eigenheim vom ersten Spatenstich bis zum letzten Pinselstrich mit Rechnung leisten könnten", erklärt Professor Schneider.

Der größte Verlierer sind der Staat und die Sozialversicherungsträger. Nach Schneiders Schätzungen "entgehen beiden Steuer- und Sozialversicherungsbeitragsausfälle in Höhe von circa 2,0 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr.  Weitere Verlierer sind die Unfall- und Kranken-Versicherungen, die die erhöhten Kosten der zusätzlichen Unfälle bzw. Arbeitsunfähigkeit der Pfuscher zu tragen haben".

Die Vorjahre

"In 2020 kam es durch die Corona-Pandemie zu einer  schweren Rezession und damit zu einem starken Anstieg von 12,03 Prozent der Schattenwirtschaft.  In 2021 stieg die Schattenwirtschaft geringfügig um 900 Mio. Euro auf 27.820 Mio. Euro  (oder 3,34%) an; dies deshalb, weil die wirtschaftliche Erholung immer noch durch die anhaltende Corona Pandemie beeinträchtigt wurde", heißt es in der Studie. "In 2023 stieg sie aufgrund der hohen Inflation und eines Wirtschaftsabschwunges um 15 Prozent an; dies ist der höchste Anstieg seit über 25 Jahre! Für 2024 wird die Schattenwirtschaft wegen des sehr geringen Wirtschaftswachstums von 0,35 Prozent und immer noch  hoher erwarteter Inflation von 6,6 Prozent um 3,80 Prozent zunehmen."

Danach folgen laut Schneider Luxemburg mit einem "Pfusch"-Anteil von 8,91 Prozent und die Niederlande mit 9,61 Prozent. Die für Transparenz bekannten EU-Mitglieder Finnland und Schweden belegen die Ränge 7 und 8. Geht es hingegen um Korruption, schneidet Finnland laut Transparency International mit Rang 2 nach Dänemark auf Platz 1 deutlich besser ab.

Staat und Sozialversicherungen verlieren

Im EU-Durchschnitt stieg der Anteil der Schattenwirtschaft am BIP von 16,28 Prozent im Vorkrisenjahr 2019 auf 18,78 Prozent im Vorjahr. Für heuer wird in der Studie ein Rückgang auf 18,50 Prozent erwartet.

Allerdings entfallen laut der Studie rund zwei Drittel der Schwarzarbeit auf "Nebenerwerbspfuscher". Der Rest teilt sich gleichermaßen auf die organisierte Kriminalität einerseits sowie auf Arbeitslose und Pensionisten andererseits auf. Für etliche Handwerker sei die Schwarzarbeit ein Puffer, um die Einkommensverluste durch die Rezession auszugleichen. Und viele Kunden könnten sich die Leistungen regulär abgerechnet gar nicht leisten.

Viel Schwarzarbeit beim Bau und Handwerk

Den größten Anteil an Schwarzarbeit gibt es im Sektor "Baugewerbe und Handwerksbetriebe inklusive Reparatur" mit 93 Prozent. "Sonstige Gewerbebetriebe und haushaltsnahe Dienstleistungen" machen rund 17 Prozent des "Pfusch" aus, gefolgt von "anderen Gewerbe- und Industriebetrieben" und "Dienstleistungsbetrieben", also Hotels und Gaststätten. Mit einer Wiedereinführung des Handwerkerbonus von 2.000 Euro pro Haushalt und Jahr sowie mit einer Senkung der Lohnnebenkosten könnte man laut der Studie die Schwarzarbeit bekämpfen.

Das geringe Wirtschaftswachstum von 0,35 Prozent sowie die nach wie vor hohe Inflation von 6,6 Prozent führe heuer zu einem Anstieg der Schattenwirtschaft um 2,45 Mrd. Euro. Die weitgehende Abschaffung der kalten Progression sowie zusätzliche Entlastungen würden dem jedoch entgegenwirken, sodass der Anstieg unterm Strich mit 1,25 Mrd. Euro mäßig ausfallen werde, merkte Schneider an.

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