Milchwirtschaft: Mehr Billigimporte, weniger Bio

Milchwirtschaft: Mehr Billigimporte, weniger Bio
Branchenvertreter wittern einen unfairen Wettbewerb wegen strenger Auflagen für heimische Bauern und fehlende Kennzeichnungspflichten.

Jeder vierte Liter Milch, der hierzulande produziert wird, wird nach Deutschland verkauft. Diese Zahl präsentierte der Milchverband Österreich (MVÖ) am Mittwoch in seiner jährlichen Bilanz.

Insgesamt exportiert die heimische Milchwirtschaft 44 Prozent ihrer Produkte, am häufigsten in Form von Käse. Das ist ein Plus von fast einem Prozent. Nach Deutschland sind die wichtigsten Abnehmer Italien und die Niederlande.

Aus denselben Ländern importiert Österreich auch Milchprodukte. Bezogen auf den Umsatz betrug die Importquote im vergangenen Jahr 28,4 Prozent und damit 5,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 

Eigenmarken immer beliebter

Besonders bei günstigen und wenig hochwertigen Milchprodukten stieg der Import. Sie werden seit der Teuerung aufgrund des niedrigeren Preises in den Supermärkten auch immer häufiger verkauft – etwa als Produkte der Handelseigenmarken. 

Die Milchwirtschaft fordert, dass Hersteller von importierter Ware zur Einhaltung derselben strengen Vorgaben verpflichtet werden, wie die österreichischen Produzenten.

MVÖ-Präsident Helmut Petschar appelliert an die Politik und an die Partner im heimischen Handel, wo auch der Aktionsanteil der eigenen, österreichischen Produkte neuerlich angestiegen sei. Die heimischen Produzenten seien im harten Wettbewerb mit strukturellen Nachteilen konfrontiert, heißt es. „Mehr Fairness und die Einführung einer verpflichtenden Herkunftsbezeichnung sind hier notwendig“, sagt Petschar.

Von Bio zu konventioneller Haltung

Die höhere Preissensibilität bei den Konsumenten führt aber nicht nur zur Zunahme von Billigimporten, sondern auch zu einem Rückgang des Biomilchanteils. Dieser betrug im letzten Jahr 18 Prozent und damit 0,6 Prozentpunkte weniger als noch 2022. 

Die verschärften Auflagen und unzureichende Aufschläge für die biologische Produktion führten bei vielen Bauern dazu, dass sie ihre Betriebe von Bio auf die konventionelle Tierhaltung umstellen, erklärt Petschar. 

Ende 2023 gab es in Österreich 22.419 Milchlieferanten. Durchschnittlich hat ein Milchbauer hierzulande 24,2 Kühe, was österreichweit eine Gesamtanzahl von 543.032 Milchkühen ergibt.

2023 wurden in Österreich 3,53 Millionen Tonnen Milch produziert (plus ein Prozent). Die heimischen Milchverarbeiter erwirtschafteten im Vorjahr einen Umsatz von 3,97 Milliarden Euro (plus 4,5 Prozent).

Betriebssterben in der Branche

Auch der langjährige Trend des Hofsterbens hielt im vergangenen Jahr weiter an. Davor warnte erst kürzlich auch der Milchbauernverein IG-Milch. „Ständig steigende Kosten in Verbindung mit einem stagnierenden Milchpreis“ führe zu einem Betriebssterben in der Branche, hieß es von IG-Milch-Obmann Ewald Grünzweil

Im vergangenen Jahr haben mehr als 750 Milchbauern ihre bäuerliche Tätigkeit eingestellt. Das sind 3,3 Prozent, oder auch durchschnittlich zwei Bauern jeden Tag.

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