Mikroalgen: Hängende Gärten für Anleger

Mikroalgen werden in 5,5 Meter hohen Glasröhren produziert.
Vor der industriellen Produktion sucht ein Forschungsunternehmen aus Bruck an der Leitha Geldgeber.

Das kleine Österreich hat eine Reihe von globalen Technologie-Marktführern vorzuweisen. Einer von ihnen, die Firma Ecoduna in Bruck an der Leitha, hat ein völlig neues Verfahren für die Züchtung von Mikroalgen entwickelt – in "hängenden Gärten". Klingt wie ein Nischenprogramm, hat aber ein Milliarden-Potenzial.

Die Idee kam Franz Emminger, einem der Erfinder, als er bei einem Flugzeugbauer arbeitete und nach alternativen Treibstoffen suchte. "Die Zielvorgabe war, etwas zu finden, das der klassischen Nahrungsmittelproduktion keine Flächen wegnimmt", erzählt Johann Mörwald, der frühere Chef des Diskonters Hofer, der jetzt Vorstandsvorsitzender bei Ecoduna ist. Gelandet sind die Forscher schließlich bei Mikroalgen. Jahrelang wurde geforscht und entwickelt, bis 2012 schließlich eine Demonstrationsanlage in Bruck fertig war. Nächstes Jahr soll die nächste Stufe gezündet werden: Eine Tochtergesellschaft wird eine Großanlage für die Algenproduktion errichten, die im Vollbetrieb hundert Tonnen Algenbiomasse pro Jahr herstellen soll. Eine Verdoppelung der Produktion ist dann für das Jahr 2018 geplant. Mörwald hat fest vor, die ersten Kilo schon im kommenden Jahr zu verkaufen.

Viele Absatzmöglichkeiten

Wenn es um das Vermarkten der Algen geht, kommt Mörwald so richtig ins Schwärmen. Sie können nämlich bei Abnehmern in der Pharma-, Chemie- und Kosmetikindustrie genauso landen wie in Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln oder als Treibstoffzusatz. Das Revolutionäre an der österreichischen Idee: Die Algen werden in fünfeinhalb Meter hohen Glasröhren gezüchtet. Diese patentierten Bioreaktoren sind rund um die Uhr in Betrieb und erzeugen laufend Biomasse. Die Erfindung hat dem Unternehmen schon internationale Preise eingebracht und ist weltweit patentiert. Die stehenden durchsichtigen Röhren, in denen die Algen zu sehen sind, haben der Anlage auch den Namen "hängende Gärten" eingebracht.

Ein Vergleich, den Mörwald anstellt, klingt unschlagbar: Raps bringt 1,4 Tonnen Biomasse-Ertrag pro Hektar und Jahr. Bei Weizen sind es 3,5, bei Ölpalmen sechs Tonnen. Algen schaffen es, so wie Ecoduna sie produziert, auf bis zu 200 Tonnen. Fruchtbarer Boden ist dabei völlig unnötig.

Algen finanzieren

Bisher hat sich Ecoduna, das noch immer als Forschungsunternehmen gilt und für die Produktion noch zertifiziert werden muss, über Eigenmittel der fast 180 Aktionäre und durch Förderungen finanziert. Nun sollen auch Anleger angesprochen werden: Sie können Produktionsmodule für 2500 Euro pro Stück erwerben (bis zu zehn Stück pro Person) und sie an die Ecoduna-Tochter Eparella vermieten. Diese zahlt hundert Euro Miete pro Jahr und Modul, das macht damit vier Prozent Ertrag. Die Vermietung läuft fünf Jahre lang, dann kauft Eparella die Module zurück. Bei vorzeitigem Austritt wird eine Verwaltungspauschale von 75 Euro fällig – egal, wie viele Module man hat. Das Steuerrecht steuert ein Zuckerl bei: Mieteinnahmen werden als Nebeneinkünfte bewertet und sind für Privatpersonen erst ab 730 Euro pro Jahr steuerpflichtig.

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