Metaller-Lohnrunde: Die Latte liegt deutlich über zwei Prozent
Ein Streit bereits zum Start der Metaller-Lohnrunde dürfte heuer ausbleiben. Im Vorjahr hatten sich die Arbeitgeber drei Runden lang geweigert, ein Angebot auf den Tisch zu legen, sollten die Gewerkschaften ihre "absurd hohe Forderung" nach drei Prozent Lohnerhöhung nicht zurücknehmen. Heuer dagegen dürften die Gewerkschaften proge (Metaller) und GPA (Angestellte) am kommenden Mittwoch ohne konkrete Prozentforderungen in die erste Verhandlungsrunde für knapp 130.000 Beschäftigte der Metalltechnischen Industrie gehen.
Wachstum treibt Löhne
Fix ist das noch nicht. Karl Dürtscher, neuer Chefverhandler der GPA: "Wir entscheiden das erst am Dienstag." Fix ist dagegen die Marschrichtung: "Heuer muss es wegen des besten Wirtschaftswachstums seit vielen Jahren und der vollen Auftragsbücher der Unternehmen eine ordentliche Reallohn-Erhöhung geben." In Zahlen – die Dürtscher allerdings nicht kommentiert: Unterm Strich geht es vor dem Hintergrund von 2,4 Prozent (2017) und 1,8 Prozent (2018) Wachstum und angesichts einer Inflationsrate von 1,6 Prozent seit dem Abschluss 2016 um deutlich mehr als 2 Prozent.
Auch die Entwicklung der Branche selbst ist für die Gewerkschaft ein Grund, heuer stärker zuzulangen. Die Produktion stieg im ersten Halbjahr um 4,8 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro, das Auftragsvolumen gar um 14,2 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Erfreulich: Die für die größte Industriesparte überlebenswichtigen Exporte nahmen keäftig um rund 12 Prozent zu.
Zankapfel Arbeitszeit
Arbeitgeber-Chef Christian Knill steht trotzdem auf der Bremse. Die Lohnstückkosten (Lohnkosten je produzierter Einheit, Anm.) lägen deutlich über dem EU-Durchschnitt und seien höher als in den USA oder in Japan. Um besser planen zu können, verlangt Knill – der selbst nicht am Verhandlungstisch sitzt – Abschlüsse für mehrere Jahre.
Begehrlichkeiten gibt es nach wie vor bei der Arbeitszeit. Die Arbeitgeber wollen eine Ausweitung der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit, wenn es viele Aufträge gibt. Diese Mehrstunden sollen bei schlechterer Auftragslage innerhalb eines möglichst langen Durchrechnungszeitraums wieder auf eine durchschnittliche 38-Stunden-Woche ausgeglichen werden.
Was Dürtscher mehr ärgert: Die Arbeitgeber, die im Vorjahr ein flexibles Modell aushandelten, wollen die flexiblen Arbeitszeiten auf Betriebsebene vereinbaren. Dürtscher: "Es gibt ein Modell, bei dem der Kollektivvertrag den Rahmen vorgibt, das aber individuell gestaltet werden kann. Vereinbarungen auf rein betrieblicher Ebene kommen für uns nicht in Frage." Statt dessen verlangen die Gewerkschaften ein Recht auf die von den Unternehmern ungeliebte Freizeitoption, bei der die Lohnerhöhung in zusätzliche Freizeit umgetauscht werden kann.
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