Metaller-Lohnverhandlungen: Nächtliche Einigung in fünfter Runde
Die Streikgefahr in der Metallindustrie ist gebannt: Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben in der fünften Runde der jährlichen Lohnverhandlungen in der Nacht auf Sonntag einen Abschluss erzielen können. Wie die Metalltechnische Industrie in einer Aussendung mitteilte, sollen die Ist-Löhne um 3,55 Prozent steigen, die KV-Löhne und -Gehälter um drei Prozent. Die Sozialpartner hatten stundenlang in einer Gaststätte im Salzburger Eugendorf verhandelt.
Der für 134.000 Beschäftigte geltende Abschluss liegt damit über der aktuellen Inflationsrate von 3,2 Prozent, was den Arbeitnehmern wichtig war. Die Arbeitgeber hatten hingegen mit der rückwirkenden Inflationsrate von 1,89 Prozent argumentiert, die in Kollektivvertragsverhandlungen üblicherweise herangezogen wird. Entsprechend boten sie 2,75 Prozent, während die Arbeitnehmer 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert hatten.
Die berühmte Signalwirkung
Traditionell haben die Metaller-KV-Verhandlungen Signalwirkung für andere Branchen, weswegen sie von den Gewerkschaften besonders engagiert geführt werden. Bei einem Scheitern der fünften Runde hätten kommende Woche Streiks begonnen. Fachobmann Christian Knill meinte, dass der Abschluss "am oberen Limit" und "für viele Betriebe an der Schmerzgrenze" sei. Er warf den Gewerkschaften vor, die Verhandlungen heuer "sehr populistisch und unsachlich" geführt zu haben. Von den Gewerkschaften gab es zunächst keine Stellungnahme.
Steigerungen bei den Lehrlingsentschädigungen
Der nunmehrige Abschluss sieht insbesondere deutliche Steigerungen bei den Lehrlingsentschädigungen vor, die durchschnittlich um 5,5 Prozent steigen sollen und zwar von 749 auf 800 Euro im ersten Lehrjahr, von 959 auf 1.000 Euro im zweiten, von 1.255 auf 1.325 Euro im dritten und von 1.675 auf 1.750 Euro im vierten Lehrjahr.
Die Aufwandsentschädigungen steigen um 2,5 Prozent. Bei der Schichtarbeit wurde für die Zulagen ein Etappenmodell über mehrere Jahre vereinbart. Für die Betriebe wurden Erleichterungen bei den Rahmenbedingungen für Wochenend- und Feiertagsarbeit erzielt.
Ungewöhnlicher Verhandlungsort
Der Durchbruch hatte sich bereits im Laufe des Tages abgezeichnet. Schon die Wahl des Verhandlungsortes außerhalb Wiens hatte darauf schließen lassen, dass beiden Seiten an einer Einigung in klausurähnlicher Atmosphäre gelegen ist. Üblicherweise wird in Wien in der Wirtschaftskammer verhandelt, zu dem Feilschen reisen auch mehrere dutzend Betriebsräte aus ganz Österreich an. Zur fünften Runde trafen sich die Sozialpartner kurz nach Mittag in einer Gaststätte in der Nähe des Wallersee in Eugendorf. Am frühen Abend gab es eine Stärkung für die Nachtschicht, die dann aber nicht ganz so lang dauerte.
Verhandelt wurde der Kollektivvertrag (KV) für 1. November 2021 bis Novemberbeginn 2022 für rund 1.200 Betriebe, sie befinden sich im überwiegenden Maße im Familienbesitz und sind exportorientiert. Zur Metallindustrie zählt auch die Kfz-Zulieferbranche, die in Österreich einer der zentralen Industriezweige ist (z. B. Magna in Graz, das BMW-Werk in Steyr, Opel in Wien-Aspern oder ZKW sowie AVL List).
Kommentare