Metaller-KV: Arbeitskampf beim Chefverhandler
Die vierte Verhandlungsrunde für den neuen Kollektivvertrag für die Metalltechnische Industrie ist am Mittwoch nach 14 Stunden ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Das Angebot der Arbeitgeber war der Gewerkschaft nicht genug, jetzt kommen die angekündigten Kampfmaßnahmen. Der Fahrplan für die kommenden Tage und Wochen steht bereits fest.
Bis Freitag werden die Betriebsversammlungen in den Unternehmen wieder aufgenommen, von Samstag bis Montag gibt die Gewerkschaft den Arbeitgebervertretern ein „Zeitfenster“, um einen neuen Verhandlungstermin vorzuschlagen bzw. ein neues Angebot zu stellen. Sollte dies ungenutzt bleiben, soll es kommende Woche von Dienstag bis Donnerstag zu befristeten Streiks kommen.
Wiederaufbauphase
Dass es die Gewerkschaft ernst meint, macht sie den Arbeitgebern gleich zu Beginn der Kampfmaßnahmen klar – reitet sie doch zu allererst bei den Unternehmen von Christian Knill, Obmann und Sprecher des Fachverbandes Metalltechnische Industrie (FMTI) sowie bei Arbeitgeber-Chefverhandler Johannes Collini ein.
Dort sowie in 50 anderen Unternehmen der FMTI – dazu zählen Andritz, Bosch, Bilfinger, Internorm, Blum, Grass – wurde bereits am Mittwoch mit den Kampfmaßnahmen begonnen. Am Donnerstag und Freitag sind dann Unternehmen aus der gesamten Metallindustrie dran.
Eskalationsschraube
Sollten sich die Arbeitgeber nicht bewegen, will die Gewerkschaft an der Eskalationsschraube drehen – aus halbtägigen Warnstreiks sollen mehrtägige und in der Folge unbefristete Streiks werden.
Die Arbeitgeber bedauern die Entwicklung und sind „bereit für weitere Gespräche“, so ein FMTI-Sprecher. Man hoffe, dass die Gewerkschaft rasch an den Verhandlungstisch zurückkehren und nicht tagelang Lärm machen werde.
Stellvertretend für die Unternehmer der Branche findet Dieter Siegel, Vorstandschef des Feuerwehrausrüsters Rosenbauer, klare Worte für die festgefahrene Situation: „Wir befinden uns nicht in einer klassischen Wachstumsphase, sondern in einer Wiederaufbauphase.“ Die Makrodaten würden nicht die Situation der Unternehmen widerspiegeln, die durch Materialpreiserhöhungen und Lieferkettenunterbrechungen stark belastet seien. „In diesem Umfeld ist Augenmaß ein Gebot der Stunde“, so Siegel.
Neue Angebote
Härtere Töne schlägt Stephan Zöchling, Chef des Auspuffherstellers Remus, an: „Die Abgehobenheit und Weltfremdheit der Herren der Gewerkschaft Proge sind nicht mehr zu überbieten. Eine Kollektivvertragserhöhung um 4,5 Prozent geht tatsächlich mit allen Zulagen in Richtung sieben, acht Prozent.Wie soll man das kompensieren? Ich kann ja nicht zu Kunden wie Daimler, BMW und VW gehen, und sagen, wir müssen jetzt die Preise erhöhen.“
Nachsatz: „Ich nehme zur Kenntnis, dass die Gewerkschaft der Totengräber den Wirtschaftsstandorts Österreich ist.“ Er rechnet vor, dass eine KV-Erhöhung um 4,5 Prozent bei Remus dazu führen wird, dass er 30 der 580 Arbeitsplätze einsparen muss. „Wir haben um 20 Prozent gestiegene Energiekosten, wir haben Materialkosten, die um bis zu 25, 30 Prozent gestiegen sind“, sagt Zöchling.
„Eine Kollektivvertragserhöhung um vier Prozent ist ein Schuss ins Knie. Die Mitarbeiter haben nur eine marginale Erhöhung ihres Nettolohns, weil der Rest von Steuern und Abgaben aufgefressen wird. Es müssen endlich die Lohnnebenkosten gesenkt werden, damit die Mitarbeiter etwas davon haben.“
Neue Angebote
Die Gewerkschaft fordert weiterhin 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. „Die wirtschaftlichen Kennzahlen zeigen seit Monaten steil nach oben. Wir fordern von den Arbeitgebern Angebote, die dieser Hochkonjunktur auch Rechnung tragen“, heißt es seitens der Gewerkschaft.
Das Angebot der Metalltechnischen Industrie beinhaltete die Erhöhungen der KV- und Ist-Löhne und Gehälter um 2,75 Prozent, eine Erhöhung der Lehrlingsentgelte sowie eine Erhöhung der Schichtzulagen.
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