Metaller-Gewerkschaft bleibt auch im Krisenjahr hart
Die österreichische metalltechnische Industrie erlebt derzeit ihren größten Rückschlag seit dem zweiten Weltkrieg. Im Gesamtjahr 2020 wird die Produktionsleistung um 20 Prozent zurückgehen, prognostizieren Branchenvertreter.
Appell
Und lassen mit einem dramatischen Appell aufhorchen: „Es wäre besser, wenn wir die heurigen Lohnverhandlungen ins nächste Jahr verschieben, so wie das unsere deutschen Kollegen gemacht haben“, sagt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (MTI). Die Branche leide wirklich, die Corona-Krise werde die Unternehmen nicht nur heuer, sondern auch noch die nächsten drei bis vier Jahre beschäftigen.
„Es gibt nichts zu verteilen, außer Sorgen“, sagt Knill in Richtung Gewerkschaft. Am 24. September steht die erste Runde der jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern an. Die Metaller sind mit rund 134.000 Beschäftigten und 39 Milliarden Euro Produktionswert eine der wichtigsten heimischen Branchen, der Kollektivvertragsabschluss gilt als richtungsweisend für die Verhandlungen in den danach folgenden Branchen.
Kein Thema
Für die auf Arbeitnehmerseite verhandelnden Gewerkschaften Pro-Ge und GPA-djp ist das Aufschieben der Kollektivvertragsverhandlungen kein Thema. „Da sind wir strikt dagegen, das wäre völlig falsch in der derzeitigen Situation“ sagt Pro-Ge-Sprecher Mathias Beer. Dass die Verhandlungen in Deutschland verschoben worden seien, sei wohl auch daran gelegen, dass sie während des coronabedingten Lockdowns stattgefunden hätten und nur schwer durchführbar gewesen wären.
Unabhängig davon müsse man die gesamtwirtschaftliche Situation betrachten, sagt Beer. „Es geht darum, Arbeitsplätze zu sichern. Die Leute haben durch Inflation und Kurzarbeit ohnehin schon Lohneinbußen.“ Gerade jetzt in der Corona-Krise sei es wichtig, die Kaufkraft zu stärken. Wenn nun jede Branche mit ähnlichen Wünschen kommen würde, könne das eine negative gesamtwirtschaftliche Spirale in Gang setzen.
Die Gewerkschaft wolle eine faire Lohnerhöhung, aber es müssten ja nicht „fünf Prozent“ – also ein sehr hoher Abschluss – sein. „Wir wollen einen raschen Abschluss und nicht lange herumstreiten“, sagt Beer. Das sei in Krisenzeiten wichtig.
Schwere Zeiten
Für die metalltechnische Industrie geht es um viel, denn schon 2019 ist nicht optimal gelaufen. „Es gibt ja nicht nur Covid, wir haben auch den Handelskrieg zwischen den USA und China und das immer noch andauernde Thema Brexit“, sagt Knill.
Für die Gesamtwirtschaft prognostiziere das Wifo heuer einen Rückgang von 13 Prozent, der Metallindustrie gehe es mit ihren minus 20 Prozent also deutlich schlechter. Im kommenden Jahr werde die Branche immer noch bei einem Umsatzminus von knapp neun Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Niveau liegen. Kein Wunder, dass 27 Prozent der Unternehmen mit einem Beschäftigungsabbau in den kommenden drei Monaten rechnen würden.
Die größten Herausforderungen für die Branche liegen laut Knill bei den Auftragsrückgängen und den Einschränkungen bei Geschäftsreisen. Es brauche dringend eine Senkung der Lohnnebenkosten sowie Investitionsanreize.
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