Metaller: Erbittertes Ringen um den Vierer

Metaller: Erbittertes Ringen um den Vierer
Gewerkschaft und Arbeitgeber liegen bei ihren Verhandlungen noch weit auseinander. Ohne Abschluss droht wieder Streik.

Der Streik ist nur ausgesetzt, weil wir verhandeln. Wenn es heute kein Ergebnis gibt, werden wir überlegen, welche Maßnahmen wir setzen." Rainer Wimmer, Chef der Gewerkschaft Pro-Ge (Metaller), ließ am Montag vor der dritten Metaller-Lohnrunde offen, ob die Streiks fortgesetzt werden, wenn die Verhandlungen kein Ergebnis bringen. Die Gewerkschaften - für die Angestellten der Branche verhandelt die GPA - fordern nach wie vor 5,5 Prozent, daran habe sich bisher nichts geändert.

Arbeitgeber-Chefverhandler Christoph Hinteregger gab sich noch zugeknöpfter: "Nach dem Sondierungsgespräch steht die Ampel wieder auf grün, ob es ein Ergebnis gibt, werden wir sehen."

Mindestens vier Prozent

Zwei Ergebnisse standen aber bereits vor dem Beginn der dritten Runde so gut wie fest. Erstens: Am Montag musste es nach den Sondierungsgesprächen am Sonntag praktisch eine Einigung geben, ein neuerlicher Streik wäre für beide Seiten fatal. Um das zweite Ergebnis musste am Montag zwar erst gefeilscht werden, die Untergrenze lag aber vor den Gesprächen bereits unausgesprochen auf dem Tisch: Unterm Strich muss - waren sich Eingeweihte einig - für alle rund 165.000 Metaller ein Vierer vor dem Komma herauskommen. Auch ohne Einmalzahlung von bis zu 200 Euro, die die Arbeitgeber bereits vor dem Abbruch der zweiten Runde als Abgeltung für die guten Ergebnisse des Jahres 2010 angeboten hatten. Mit weniger könnten sich die Metaller, die 5,5 Prozent mehr Lohn fordern, laut Meinung der meisten Experten nicht zufriedengeben.

In diesem Punkt lagen die Verhandler allerdings auch nach mehr als drei Stunden noch unverändert weit auseinander, bis zum frühen Abend hatten die Arbeitgeber noch kein neues Angebot auf den Tisch gelegt. Bei den niedrigsten Einkommen hatten die Unternehmer vor den Streiks 3,8 Prozent Lohnerhöhung angeboten. Durch eine Erhöhung um mindestens 70 Euro würden dadurch die Löhne in der untersten Lohngruppe auch ohne Einmalzahlung um knapp 4,4 Prozent steigen. Mittlere Einkommen sollten um 3,6 Prozent, die höchsten Gagen um 3,4 Prozent steigen.

Eskalation

Eskaliert war der Lohnstreit heuer ungewöhnlich früh. Die Gewerkschaften hatten den Arbeitgebern vorgeworfen, dass sie die Beschäftigten und ihre Forderungen nicht ernst nähmen. Bereits lange vor dem offiziellen Start am 22. September hatten die Unternehmer drei Prozent mehr Lohn plus Einmalzahlungen in Aussicht gestellt. Als sie in der ersten Runde ihr Angebot nur auf magere 3,1 Prozent erhöhten, hatten die Arbeitnehmer-Vertreter in Betriebsversammlungen Druck gemacht, ihre Forderungen durchzusetzen und Kampfmaßnahmen bis zum Streik beschlossen.

Am vergangenen Dienstag brachen sie die Verhandlungen ab und starteten mit Warnstreiks, an denen bis zu 100.000 Beschäftigte in mehr als 200 Betrieben teilnahmen. Ab Montag wollten sie unbefristet streiken, sollten die Arbeitgeber nicht am Wochenende weiter verhandeln.

Ein vorläufiger Kompromiss gelang nur nach dem Eingreifen der Sozialpartner-Spitzen - ÖGB-Präsident Erich Foglar und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Nach Sondierungsgesprächen am Sonntag vereinbarten die Kontrahenten, die Streiks auszusetzen und am Montag zu verhandeln.

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