Metaller-Einigung auf 4,2 Prozent mehr Lohn

Die 165.000 Arbeiter und Angestellten der Metallindustrie dürfen sich ab 1. November 2011 über deutlich mehr Geld freuen.

Nach einer langen Verhandlungsnacht kam um vier Uhr früh die Einigung: Die Arbeiter und Angestellten der Metallindustrie erhalten im Schnitt um 4,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt, Hilfsarbeiter um bis zu 5,3 Prozent zusätzlich. Außerdem wird die Elternkarenz deutlich ausgebaut. Der Industrie kostet der Abschluss rund 300 Millionen Euro. Die Verhandler hatten am Montag gegen 14 Uhr in der Wirtschaftskammer-Zentrale in Wien einen 14-stündigen Verhandlungsmarathon gestartet. Angeheizt wurden die Gespräche durch den Warnstreik vergangene Woche.

Konkret sieht das Ergebnis der Kollektivvertragsverhandlungen so aus (Ist- und KV-Löhne sind diesmal gleich hoch):

- Die untersten Beschäftigungsgruppen A und B erhalten um 4,4 Prozent mehr, durch eine Mindestaufzahlung von 80 Euro kommen sie unterm Strich auf ein Lohnplus von 5,3 Prozent.
- Die Gruppen C und D erhalten 4,3 Prozent zusätzlich.
- Auf die Gruppen E und F entfallen 4,2 Prozent.
- Die Gruppe G bekommen 4,0 Prozent mehr.
- Für die Topverdiener (H, I, J, K) gibt es 3,8 Prozent mehr.
- Der Mindestlohn für die nächsten zwölf Monate liegt bei 1583 Euro, nach zuletzt 1515 Euro brutto.

Betriebe mit einer schwachen Ertragslage erhalten Ausnahmegenehmigungen. Wie diese genau aussehen, wurde am Dienstag in der Früh von den Verhandlern noch nicht präzisiert. Mit einem durchschnittlichen Plus von 4,2 Prozent liegt der Abschluss jedenfalls erheblich über der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 2,8 Prozent, die als Basis für die Kollektivverhandlungen herangezogen wurde. Auch die zuletzt hohe Inflationsrate von 3,6 Prozent wurde damit abgedeckt.

Verbesserungen bei der Regelung der Elternkarenz

Die künftige Regelung der Elternkarenz bringt ebenfalls deutliche Verbesserungen für die Arbeitnehmer. Bisher wurden zehn Monate für ein Kind für die Gehalts-Vorrückung angerechnet, ab 1. November werden 16 Monate für jedes Kind berücksichtigt.

Christoph Hinteregger sowie Alfred Hintringer auf Arbeitgeberseite und Rainer Wimmer (Pro-Ge) sowie Karl Proyer (GPA) auf Gewerkschaftsseite bedankten sich nach der Einigung vor Journalisten beim Gegenüber für die konstruktiven Gespräche. Die angespannte Stimmung nach den Warnstreiks Ende der vergangenen Woche war schon bald nach Beginn der Verhandlungen am Montag wie verflogen. Wimmer betonte aber nach Verhandlungsende, dass der Arbeitskampf notwendig war, um der Arbeitgeberseite die Entschlossenheit der Belegschaft klar zu machen. Lapidarer Kommentar von Hinteregger: "Wir hätten darauf gerne verzichten können."

Lohnverhandlungen für Handelsangestellten

Am Mittwoch beginnen die Lohnverhandlungen für die rund 450.000 Handelsangestellten. Kein anderer Kollektivvertrag umfasst mehr Beschäftigte, die Mehrheit davon sind Frauen. Eine zentrale Forderung der Gewerkschaft der Privatangestellten ( GPA) ist deshalb die Anrechnungszeiten der Elternkarenz, so Proyer nach Abschluss der Metallerlohnrunde.

Foglar: Guter Abschluss für Volkswirtschaft

Als "guten Abschluss für die gesamte Volkswirtschaft" sieht ÖGB-Präsident Erich Foglar die Einigung. Damit werde die Kaufkraft gestärkt, was der Konjunktur zugute komme und dem Wirtschaftsstandort nütze. Die stärkere Anhebung bei den unteren Einkommensgruppen ist für den ÖGB-Chef ein wichtiges Zeichen für die Niedrigverdiener, die in der Mehrzahl Frauen seien. "Das ist ebenfalls ein wichtiger Impuls für die Binnennachfrage, denn bei Niedrigverdienern fließt fast das gesamte Einkommen in den Konsum." Diese Staffelung, gemeinsam mit der verbesserten Anrechnung von Karenzzeiten, seien wirksame Instrumente, um vor allem die Einkommenssituation von Frauen zu verbessern, erklärte Foglar am Dienstag in einer Aussendung.

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