Mehr Lehrstellen für junge Asylwerber nötig

Christian Konrad: "Wir haben eine Ausnahmesituation"
Für unbegleitete minderjährige Asylwerber sollte eine neue Regelung für Lehrstellen geschaffen werden.

Rund 11.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind in Österreich gestrandet. Am vergangenen Dienstag haben die Sozialpartner und das AMS der Regierung konkrete Pläne zur Integration von Flüchtlingen vorgelegt. Erst in sechs Wochen will diese darüber entscheiden. Dabei gibt es eigentlich gar keinen zeitlichen Spielraum. Die Entscheidung müsse viel früher fallen, fordert Christian Konrad, der Flüchtlingskoordinator der Regierung.

"Wir haben eine Ausnahmesituation. Es wäre sinnvoll, diese unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Schulen und in der Berufsausbildung unterzubringen", sagt Konrad. "Die Industriellenvereinigung ist dafür, aber es gibt noch politische Hürden." Nachsatz: "Ich würde mir eine Aktion wünschen, wie es die deutsche Industrie macht." Die Deutsche Post, Siemens oder ThyssenKrupp haben schon im Vorjahr Flüchtlingsprogramme gestartet. Die Deutsche Post stellt 1000 Praktikumsplätze für Flüchtlinge zur Verfügung, ThyssenKrupp 350. Viele deutsche Top-Unternehmen sind diesen Beispielen gefolgt.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat mehr als 100 Projekte für Flüchtlinge ins Leben gerufen. Auch in Österreich sind Unternehmen bereit, junge Asylwerber als Lehrlinge aufzunehmen, aber man müsse für die Unternehmen die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Die bestehenden strengen Regelungen sollten laut Konrad befristet abgeändert werden. Derzeit dürfen Asylwerber nur in Mangelberufen eine Lehre machen, aber auch nur dann, wenn es für diesen Lehrplatz keinen Österreicher gibt. Damit ist der Spielraum sehr begrenzt.

Im Sozialministerium hält man die bestehende Regelung für sinnvoll. Zugleich heißt es, man stehe aber für eine Diskussion über eine Ausweitung der Regelung zur Verfügung. Konrad will die jungen Asylwerber von der Straße holen: "Die Jugendlichen stehen auf der Straße und kommen dann auf schlechte Ideen. Wenn sie beschäftigt sind aber nicht." Am Sonntag besucht Konrad mit Justizminister Wolfgang Brandstetter ein Jugendheim in Brandstetters Heimatstadt Eggenburg (NÖ), in dem 70 minderjährige Asylwerber untergebracht sind.

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