Mehr Einblick für Anleger bei Unternehmens-Anleihen

Birgit Kuras: "Investoren sollen zu mündigen Anlegern gemacht werden"
Die Wiener Börse führt ein neues Segment mit mehr Pflichten für die Unternehmen ein.

Mit Neuzugängen ist der Wiener Aktienmarkt alles andere als verwöhnt. Der letzte datiert – mit der Amag – bereits aus dem Jahr 2011. Dafür kommt heuer immerhin ein ansehnliches Volumen an Kapitalerhöhungen zusammen. Das bisherige Volumen von 735 Millionen wird durch AT&S und UNIQA gerade mehr als verdoppelt. Allein der heimische Versicherer will bis zu 750 Millionen Euro einnehmen.

Ein Boom schaut anders aus. Den gibt es dafür bei Unternehmensanleihen (Corporate Bonds), die im Vorjahr für ein Emissionsvolumen von 5,5 Milliarden Euro standen. Auch wenn diese Rekordsumme heuer vielleicht nicht ganz erreicht werden kann – „das ist ein boomender Markt“, sagt Birgit Kuras, Mitglied des Vorstandes der Wiener Börse AG. Nicht nur sogenannte institutionelle Anleger (wie etwa Versicherer oder Pensionskassen) würden zugreifen, auch das Interesse von Privatanlegern nehme zu.

„Unternehmensanleihen sind kein Sparbuchersatz, es gibt ein Risiko.“

Was Kuras besonders am Herzen liegt und sie daher in Vorträgen immer wieder laut betont: „Unternehmensanleihen sind kein Sparbuchersatz, es gibt ein Risiko.“ Um den Anlegern mehr Transparenz und Information zu bieten, wird die Wiener Börse daher per 1. Oktober das neue Handelssegment „corporates prime“ einführen. Unternehmen, die mit ihren Anleihen in diesem Segment landen wollen, müssen sich an erhöhte Transparenzpflichten halten, damit sich der Anleger mit mehr Informationen (etwa über Finanzkennzahlen oder Ratings) versorgen kann.

Vertrag

Damit die erhöhte Transparenz kein Lippenbekenntnis bleibt, müssen die betreffenden Unternehmen einen Vertrag mit der Wiener Börse abschließen. Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt aus dem Prime-Segment wieder raus. Zum Start wird „corporates prime“ 21 Anleihen von neun Unternehmen enthalten – von Andritz über Novomatic und Swietelsky bis zu Wienerberger. Die Liste soll noch länger werden, manches Unternehmen würde einfach mehr Zeit brauchen.

„Investoren sollen zu mündigen Anlegern gemacht werden“, erhofft sich Kuras von dem Mehr an Information. Eine Garantie dafür, dass das Unternehmen auch noch in ein paar Jahren stabil dasteht, kann es natürlich keine geben.

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