Mehr Beschwerden der Bauern über unfaire Praktiken im Lebensmittelhandel
Der Obstbauer hat seine Äpfel pünktlich an den Zwischenhändler geliefert. Das Geld für seine Ware wurde allerdings erst ein Jahr später überwiesen. Der Lebensmittelhandel vereinbart mit dem Zwischenhändler ein Aktionsangebot. Der Produzent der Ware erfährt vier Wochen vor dem Start der Aktion, welche Mengen zu welchem Preis geliefert werden müssen. Wenn der Produzent nicht einverstanden ist, dann wird ihm der Handel wohl nichts mehr abkaufen.
Das sind zwei Beispiele für unfaire Handelspraktiken, die vorkommen und im Jahresbericht des Fairness-Büros gesammelt werden. Die Meldestelle für unlautere Praktiken beim Handel mit Agrarprodukten versucht dafür zu sorgen, dass die Bauern nicht über den Tisch gezogen werden.
Im Vorjahr gab es bereits 235 Beschwerden. Im Gründungsjahr 2022 waren es lediglich 21 Beschwerden.
Lebensmittelmarkt "wird von einigen großen Unternehmen beherrscht"
„Das Bekenntnis zur Fairness ist oft nur ein Lippenbekenntnis“, lautet die Kritik von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. „Der Handel mit Lebensmitteln ist ein Kampf mit ungleichen Waffen.“ Der Leiter des Fairnessbüros, Johannes Abentung, sprach von einem Oligopol, weil „der Markt von einigen wenigen großen Unternehmen beherrscht wird“.
Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Rainer Will sieht das anders: Die Zahl der Beschwerden müsse in Relation zu den zehntausenden Lieferantengesprächen gesehen werden, die jeder große Lebensmittelhändler jährlich führe.
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