Wie eine Italo-Bande den dayli-Chef aufs Kreuz legte

Wie eine Italo-Bande den dayli-Chef aufs Kreuz legte
Laut Ex-dayli-Chef Haberleitner konnte niemand damit rechnen, dass er und seine Begleiter ausgeraubt werden.

Die Mega-Pleite dayli beschäftigt nicht nur zwei Staatsanwaltschaften in Wien und Udine, sondern auch die heimischen Zivilgerichte. Dem Vernehmen nach wird dayli-Masseverwalter Rudolf Mitterlehner nun einen Schadenersatzprozess gegen Ex-dayli-Boss Rudolf Haberleitner fortsetzen. Das Verfahren war bis zur Vorlage des Gutachtens im Strafverfahren unterbrochen worden. Wie der KURIER in der Mittwoch-Ausgabe berichtete, hat der Sachverständige Peter Hadl seine brisante Expertise vor Kurzem bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft abgeliefert. Das Gutachten untermauert offenbar auch Mitterlehners Ansicht. Er fordert von Haberleitner 1,16 Millionen Euro zurück.

So hatte Haberleitner noch am 20. Juni 2013, zwei Wochen vor der Insolvenz, eine Million Euro von einem dayli-Konto behoben. Sieben Tage später war die Million futsch. Haberleitner und seine drei Begleiter wurden Opfer einer Betrügerbande.

Die falschen Investoren

Aber der Reihe nach. Ein Oberösterreicher "vermittelte" Haberleitner den angeblichen italienischen Investor "Ranieri" alias Franc S. Der gab vor, 25 Millionen Euro in dayli investieren zu wollen. Im Gegenzug sollte Haberleitner eine Million Euro "Sondertilgung" leisten. Laut Gutachten wurde Haberleitner aber von einem Mailänder Anwalt und der Außenhandelsstelle der WKÖ gewarnt. "Die Vorleistung eines Bargeldbetrages an einen potenziellen Investor entspreche einem in Italien üblichen Betrugsschema", zitiert der Gutachter den Anwalt. "Darüber hinaus sind Barzahlungen höher als 1000 Euro in Italien nach dem Anti-Geldwäschegesetz verboten." Außerdem sind Darlehen von Privaten an Firmen, an denen sie nicht beteiligt sind, in Italien untersagt.

Waffen und Drogen

In einem ersten Anlauf wurde der Deal von Haberleitner abgebrochen. So hatte die WKÖ Haberleitner auch mitgeteilt, dass "Ranieri" vorbestraft sei – wegen Waffenbesitzes, Drogen und kleinen Straftaten. "Ranieri" habe schlüssig erklärt, schildert Haberleitner, dass das nur "Jugendsünden" waren. Dann kam es zum zweiten Anlauf. Bevor der Darlehensvertrag in einem Hotel in Udine unterzeichnete wurde, wollte "Ranieri" die Million Euro sehen, die Haberleitners Begleiter bei sich hatten. "Ranieri" wollte die Echtheit der Scheine prüfen. Auf den Weg zur Rezeption raubte "Ranieri" einem Partner Haberleitners die beiden Geldkuverts und flüchtete in einem Pkw.

"Gewagtes Geschäft"

Der Sachverständige Peter Hadl schreibt in seinem Gutachten: "Den Vorfall in Udine stufe ich - ohne der Beweiswürdigung vorgreifen zu wollen - als außergewöhnlich gewagtes Geschäft ein, das nicht zum gewöhnlichen Geschäftsbetrieb gehört. Diesem Geschäft wohnte - in der letztlich durchgeführten Art - aufgrund der konkret ergangenen Warnungen und Indizien von vornherein ein höchst risikoreicher Charakter inne."

Raub nicht vorhersehbar

"Die einzige Warnung war, dass wir in Italien kein Geld vorauszahlen sollten. Es war ja auch ausgemacht, dass wir nach Eingang der 25 Millionen auf unserem Konto eine Million auf ein Konto bei der UniCredit einzahlen", sagt Haberleitner zum KURIER. "Die sind total professionell aufgetreten, wie Profis von einem Beratungsunternehmen." Sogar der dayli-Aufsichtsrat bzw. der Firmenanwalt hätten von dem Deal gewusst und die Verträge geprüft und freigegeben. Am 18. Mai müssen sich die sieben mutmaßlichen Täter in Udine vor Gericht verantworten – Haberleitner ist als Zeuge geladen.

Ansicht der Insolvenzverwalters

Dem Vernehmen nach vertritt der Masseverwalter die Ansicht, dass Haberleitner die "verschwundene Million" so kurz vor der Insolvenz - aufgrund der wirtschaflichen Schieflage von dayli - gar nicht mehr beheben hätten dürfen, da dadurch der Massetopf zum Nachteil der Gläubiger geschädigt worden sein soll. Oder anders gesagt. Die Million fehlt im Verteilungstopf. Haberleitner bestreitet diese Ansicht aber vehement.

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