Megapleite dayli: Gutachter fährt schwere Geschütze auf

Die Pleite von dayli im Sommer 2013 hat ein umfassendes Nachspiel
Zahlungsunfähigkeit soll viel früher eingetreten sein. Gutachter ortet fragwürdige Geldflüsse.

Das Ermittlungsverfahren um die gut 100 Millionen Euro schwere Pleite der Drogeriemarkt-Kette dayli, Nachfolgerin von Schlecker Österreich, gewinnt an Spannung. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen Ex-dayli-Boss Rudolf Haberleitner und weitere Personen wegen des Verdachts der betrügerischen Krida und der Gläubigerschädigung. Haberleitner bestreitet alle Vorwürfe.

Seit Kurzem liegt der WKStA ein 353 Seiten starkes Gutachten des Sachverständigen Peter Hadl vor. Hadl hatte zu prüfen, wann die Zahlungsunfähigkeit bei dayli tatsächlich eingetreten ist, und ob Gläubigerinteressen beeinträchtigt und "wirtschaftlich nicht vertretbare Vermögensabflüsse" vorgenommen wurden. Zur Erinnerung: Ende Juli 2012 hatte Sanierer Haberleitner Schlecker Österreich und vier weitere Schlecker-Landesgesellschaften (5500 Mitarbeiter) aus der Pleite in Deutschland übernommen und in dayli umbenannt. Anfang Juli 2013 musste dayli dann selbst einen Insolvenzantrag stellen.

Starker Tobak

Laut Gutachten soll dayli schon am 26. März 2013 nur noch 88,5 Prozent der fälligen Verbindlichkeiten bedient haben können. Die objektive Zahlungsunfähigkeit soll bereits mit 31. März 2013 eingetreten sein. Spätestens am 30. April soll bekannt gewesen sein, "dass die Liquiditätslücke langfristiger Natur sein wird", heißt es im Gutachten. Die letzte Hoffnung wurde dann Ende Mai begraben. Da gab der Glücksspielkonzern Novomatic seinen Ausstieg bei dayli bekannt. Die Novomatic war im November 2012 als Finanzinvestor bei dayli eingestiegen und hatte ein Darlehen (10 Mio. Euro) gewährt. Laut dem Sachverständigen sollen zudem bis zu 1,164 Millionen Euro "unberechtigterweise aus dem Unternehmen dayli abgeflossen sein". Dieser Abfluss soll "mitursächlich für den Eintritt" der Pleite gewesen sein.

40.000 Euro Honorar im Monat

So sollen an Haberleitner bzw. seine Beraterfirma MCS zu hohe Vergütungen gezahlt worden sein. Der dayli-Boss hat ab Jänner 2013 monatlich 40.000 Euro Geschäftsführer-Honorar inklusive Umsatzsteuer kassiert. Angesichts der dramatischen Situation bei dayli, meint der Gutachter, wären 3000 Euro netto angemessen gewesen. Dann gibt es da noch die "verwundene Million". Haberleitner hatte am 20. Juni 2013, kurz vor der Insolvenz, eine Million Euro von einem Firmenkonto abgehoben. Damit sollten italienische Investoren angelockt werden, die angeblich 25 Millionen Euro in dayli investieren wollten.

In die Falle getappt

Doch diese entpuppten sich als Verbrecher-Bande. Sie entrissen einem Partner Haberleitners, so erzählt dieser, bei einem Treffen in Italien die zwei Kuverts mit der Million. Am 18. Mai 2016 müssen sich die mutmaßlichen Täter um Franco S. alias "Ranieri" vor einem Gericht in Udine verantworten.

Haberleitner weist alle Vorwürfe zurück. "Ich habe nichts angestellt und Geld ohne Ende investiert ", sagt Haberleitner zum KURIER. Er habe unterm Strich rund 20.000 Netto-Honorar erhalten. Das sei für einen Sanierungsfall in der Größe von dayli alles andere als üppig. Seine Beratungsfirma MCS habe von Anfang an alle Kosten finanziert und diese später an dayli weiter verrechnet. Haberleitner: "Wir hatten ein so tolles Konzept, ich hätte nie aufgeben dürfen."

Kommentare