MediaMarktSaturn-Chef wechselt zum FC Barcelona

Mediamarkt in der SCS
Dem Handelskonzern steht ein Umbau bevor

Für den Spanier Ferran Reverter geht wohl ein Kindheitstraum in Erfüllung: Der Manager wird in seiner Heimatstadt Chef beim FC Barcelona und pfeift damit auf die Verlängerung seines (im Oktober auslaufenden) Vertrags bei der MediaMarktSaturn-Gruppe.

Per 30. Juni räumt Reverter seinen Chefsessel in Ingolstadt und zieht zurück zu seiner Familie nach Katalonien. Ob er dort – neben der Sanierung des Traditionsclubs – viel mehr Zeit fürs Privatleben haben wird, darf bezweifelt werden.

Bei der deutschen MediaMarktSaturn-Gruppe gehörte Ferran Reverter jedenfalls nach knapp 20 Jahren im Unternehmen schon fast zum Inventar. Seit 2018 war er an der Konzernspitze, hat dort die Digitalisierung vorangetrieben und die Strukturen in Einkauf und Logistik vereinfacht. Anders formuliert: Er hat Kosten reduziert, defizitäre Märkte geschlossen, den Abbau von 3.500 Vollzeitstellen eingeläutet. Zuletzt war ihm nachgesagt worden, dass auch er sich beruflich verändern wolle. Nach oben, in den Chefsessel der Ceconomy-Mutterholding, in der künftig die Macht des Konzerns gebündelt wird. Für MediaMarktSaturn heißt das nicht, dass der Konzern nun in ruhigeres Fahrwasser gelangt. Im Gegenteil. Nach jahrelangen Streitereien unter den Eigentümern stehen nun endgültig größere Umbauten an.

Zur Größenordnung: MediaMarktSaturn ist mit mehr als 1.000 Märkten und mehr als 47.000 Beschäftigten die größte Elektrohandelskette in Europa. In Österreich ist die Gruppe seit 1990 vertreten, aktuell mit 50 Standorten und fast 3.000 Mitarbeitern. Doch die goldenen Zeiten sind vorbei, auch weil Onlinehändler einen immer größeren Teil des Umsatzkuchens abholen. Im vergangenen Oktober verabschiedete sich der Konzern von der Zwei-Markenstrategie und stampfte die Marke Saturn ein.

Auch ganz oben in der Konzernstruktur kommt es zu einer Straffung der Struktur. Im Februar hatte die Hauptversammlung der Düsseldorfer Ceconomy-Holding beschlossen, dass MediaMarktSaturn zur Gänze übernommen wird. Im Gegenzug steigt die bisherige Minderheitseigentümerin, die streitbare Familie Kellerhals, direkt bei Ceconomy ein und wird mit mehr als 25 Prozent größter Einzelaktionär. Mit der Transaktion sollen Doppelgleisigkeiten zwischen Ingolstadt und Düsseldorf wegfallen.

Ausblick ungewiss

Aktuell leiden MediaMarkt und Saturn trotz boomenden Online-Geschäfts unter den Corona-Folgen. Zahlreiche Filialen mussten vorübergehend schließen. Wegen der Verlängerung des Lockdowns am Heimmarkt Deutschland, wo die Gruppe mit 420 Standorten vertreten ist, hatte der Konzern zuletzt seinen Ausblick zurückgezogen. Im Vorjahr hatte das Unternehmen knapp 20,8 Milliarden Euro umgesetzt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sollte laut bisheriger Prognoserechnung von 236 Millionen im Vorjahr auf 320 bis 370 Millionen Euro zulegen.simone hoepke

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