Media Quarter Wien: Aliyev-Witwe vor Ausstieg

Media Quarter Wien: Aliyev-Witwe vor Ausstieg
Verhandlungen sollen im März abgeschlossen sein / Kasachen wollen 37 Millionen aus der Verlassenschaft.

Das Kapitel "Aliyev" im Media Quarter Marx 3 (MQM3), dem zentralen Bestandteil des Medienclusters der Stadt Wien, dürfte in den nächsten Wochen abgeschlossen sein. Wie zu hören ist, will Elnara Shorazova, Witwe des vor einem Jahr unter mysteriösen Bedingungen in U-Haft verstorbenen ehemaligen kasachischen Ex-Botschafters Rakhat Aliyev, aussteigen. Shorazova hält über die Maximus Holding durchgerechnet 51 Prozent an dem Großprojekt im Wiener Stadtenwicklungsgebiet Neu Marx an der Südosttangente.

Die mithilfe von Treuhandschaften und komplizierten internationalen Firmenkonstruktionen verdeckte Involvierung von Aliyev hatte jahrelang für heftige Empörung der Rathaus-Opposition und einer kritischen Prüfung durch den Rechnungshof gesorgt.

Das MQM3 ist ein PPP-Modell (Public-Private-Partnership), an dem die Stadt über ihre Wirtschaftsagentur 40 Prozent hält. 60 Prozent gehören der VBM Beteiligungsmanagement GmbH. An dieser hält die Maximus 85 Prozent. Aliyev übertrug seine Anteile an der Maximus vor einigen Jahren an seine Frau.

Den Rest der VBM teilen sich die Treuhänder Andreas Lenzinger (zehn Prozent) und Christian Bodizs (fünf Prozent). Lenzinger ist Co-Geschäftsführer des Media Quarters, gemeinsam mit Bodizs ist er auch in der Geschäftsführung der VBM.

Lenzinger & Bodizs verhandeln mit Shorazova über den Kauf ihrer Anteile. Der Deal könnte im März finalisiert werden. Die in Wien lebende Witwe soll die 6,78 Millionen an Eigenkapital zurückbekommen, die Aliyev in Neu Marx investierte. Plus einer angemessenen Verzinsung. Schließlich handelte es sich um Risiko-Kapital, das Projekt hätte auch schief gehen können.

Meinl Bank finanziert

Die Meinl Bank soll den Deal finanzieren. Die Bank hat angeblich einen Eigentumsvorbehalt auf die Anteile, bis Lenzinger & Bodizs die Darlehen aus dem laufenden Geschäft zurückgezahlt haben. Die beiden Manager wollten dazu keine Stellungnahme abgeben. Ein Sprecher der Meinl Bank erklärte dazu: "Wir geben grundsätzlich keinen Kommentar ab, bevor die Verhandlungen nicht abgeschlossen sind."

Der Ausstieg der Aliyev-Witwe kann für das Media Quarter imagetechnisch nur positiv sein. Die Stadt Wien und die privaten Eigentümer wollten das Projekt verkaufen, blieben aber im Vorjahr darauf sitzen. Der Verkaufsprozess musste abgebrochen werden. Die öffentlichen Diskussionen über Aliyev belasteten den Verkauf, potenzielle Investoren sagten aus Compliance-Gründen ab. Wie zu hören ist, will die Stadt vorläufig weiter Miteigentümer bleiben.

Derzeit sind 90 Prozent der Fläche vermietet, operativ fährt das MQM inzwischen Gewinne ein. Erster Partner der Stadt Wien war der ehemalige SPÖ-Nationalbankpräsident Adolf Wala, der kurz nach der Gründung wieder ausstieg. Wala holte Lenzinger und Bodizs an Bord, alle kannten sich über den Fußballverein Vienna.

Die Meinl Bank wiederum ist mit Bodizs bereits im Geschäft. Sie hat sich zu 50 Prozent an seiner Marx Media Vienna beteiligt, die im MQM eingemietet ist und Fernseh-Shows produziert ("Willkommen Österreich").

Hohe Forderungen aus Kasachstan

Auch nach dem Tod von Aliyev geben seine kasachischen Widersacher nicht auf. Dem politisch unbequemen Ex-Schwiegersohn von Diktatur Nursultan Nasarbajew wurde bekanntlich vorgeworfen, zwei kasachische Banker entführt und ermordet zu haben. Aliyev starb vor dem Prozess. Die Verfahren gegen zwei Mitangeklagte endeten sehr rasch mit einem Freispruch.

Gegen die Verlassenschaft von Aliyev wurden nun aus Kasachstan insgesamt rund 37 Millionen Euro an Forderungen angemeldet. Acht Millionen Euro will der Ex-Chef der Nur-Bank haben. Diese Bank gehörte einst Aliyev. Der Manager behauptete, Aliyev habe ihm Aktien des Instituts abgepresst. Zeugen erklärten allerdings, er habe die Bank-Aktien zurückerhalten.

Den größten Teil der Forderungen an die Verlassenschaft beanspruchen die beiden Witwen und die Halbwaisen der ermordeten Banker.

Masseverwalter Johannes Jaksch hat die Forderungen aus Kasachstan bestritten. Mit der Begründung, dass es keinesfalls bewiesen sei, dass Aliyev die Banker selbst getötet oder deren Ermordung in Auftrag gegeben habe.

Über die Verlassenschaft des einst schwer reichen Ex-Diplomaten wurde am 23. November 2015 der Konkurs eröffnet. Aktiva von lediglich knapp 30.000 Euro standen elf Millionen Euro Passiva gegenüber. Die Beteiligung am Media Quarter bzw. die Maximus Holding fallen übrigens nicht unter die Verlassenschaft.

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