"Maximale Freiheit für regionale Volksbanken"

Designierter Vorstandschef Gerald Fleischmann.
Sektor-Neuaufstellung bei den Volksbanken: Kapitalerhöhung von 120 Millionen Euro geplant.

Mit Juli wird im Volksbanken-Sektor alles neu. Dann übernimmt die Volksbank Wien-Baden die Führungsrolle von der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG). Diese wird zur Immigon Portfolioabbau AG, eine sogenannte Bad Bank. "Das Portfolio wird sukzessive abgebaut", sagt Volksbank-Wien-Baden-Aufsichtsratschef Leo Chini. "Ziel ist es, am Ende ein positives Ergebnis zu erwirtschaften. Aber das ist nicht unsere Aufgabe."

In die VB Wien-Baden wandern von der ÖVAG diverse Dienstleistungen (EDV, Rechnungswesen, Risikomanagement). Ob die von der ÖVAG genannten 355 Mitarbeiter tatsächlich in dieser Höhe vom neuen Spitzeninstitut übernommen werden, konnte Chini noch nicht bestätigen.

Bis Herbst 2016 werden auch sechs weitere niederösterreichische und burgenländische Institute in das neue Führungsinstitut hineinfusioniert. Die Bilanzsumme wird dann 13,3 Mrd. Euro ausmachen, fast die Hälfte des gesamten Sektors (30 Mrd.).

Dieser musste sich auf Geheiß der Aufsicht zu acht großen Regionalbanken (plus drei Spezialbanken) zusammenschließen. Für jene drei der bisher 41 Volksbanken, die sich dagegen verschließen (Tullnerfeld, Osttirol-Westkärnten, Gmünd/Kärnten) könnte es eng werden. Ihnen droht der Lizenzentzug, da sie ab Juli über keine Einlagensicherung verfügen würden. "Wir haben keinen Einfluss darauf, stehen ihnen aber weiter offen", sagt Chini.

Zukunft

Der designierte Vorstandschef Gerald Fleischmann verspricht den regionalen Volksbanken "maximale Freiheit". Die Regionalität bleibe erhalten. In einem Gremium werde über bestimmte Themen abgestimmt, eine zwei Drittel-Mehrheit entscheide.

Chini bekennt, dass Kunden nicht zwischen ÖVAG und ihrer Volksbank unterscheiden. Die VB Wien Baden etwa aber habe seit Jahren Gewinne erzielt. "Es ist keine einfache Phase, Kunden und Mitarbeitern zu erklären, was da passiert." Es gebe aber in der Neuaufstellung nur überschaubare Risiken.

Laut den neuen Co-Vorständen Wolfgang Schauer und Josef Preissl will man sich künftig verstärkt den Freiberuflern zuwenden und die regionale Stärke ausspielen. Konkrete Zuwachszahlen werden nicht genannt. Es liege jedenfalls "ein Knochenjob vor uns".

Geplant ist eine Kapitalerhöhung von 120 Millionen Euro. Damit soll die Kernkapitalquote auf 10,8 Prozent erhöht werden. Der Sektor muss auch noch 300 Millionen Euro dem Bund zurückzahlen. Diese haften noch vom staatlichen Partizipationskapital aus. Der Zeitpunkt der Rückzahlung sei gewinnabhängig, sagt Chini.

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