Vereinfacht gesagt: Ein Einfamilienhaus, das früher 300.000 Euro kostete, kommt heute auf rund 374.000 Euro. Tendenz steigend. Da sind aber die erhöhten Finanzierungskosten noch nicht eingerechnet.
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„Am Anfang bei der Lieferkettenthematik zur Corona-Zeit sind die Preise vor allem für Stahl, Holz und Dämmstoffe extrem gestiegen. Diese Preise sind rückläufig und die Preissteigerung betrifft jetzt Beton und Ziegel, deren Erzeugung energieintensiv ist“, sagt Jägersberger. „Die Preise sind sehr volatil. In Summe sehen wir ein hohes Niveau bei den Baukosten.“
Gesunkene Nachfrage und steigende Preise schlagen sich auch auf die Zahl der Beschäftigten nieder. „Wir haben seit Jahresbeginn eine sinkende Beschäftigung und die zieht sich weiter fort. Im Herbst und Winter werden wir leider eine höhere Arbeitslosigkeit am Bau haben“, sagt Baugewerkschafter Josef Muchitsch. „Die Frage ist, wann kann man die rückläufige Nachfrage stabilisieren. Wir haben mit den Sozialpartnern ein Neun-Punkte-Programm erarbeitet und wollen an mehreren Schrauben drehen.“
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Beschränkung
Durch die Inflation und die steigenden Zinsen sei eine Verunsicherung bei den Kunden eingetreten. Denn dadurch erhöhen sich die Finanzierungskosten für die Bauherren deutlich.
Dazu kommt die sogenannte Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung der Finanzmarktaufsicht, kurz KIM-Verordnung genannt. Sie wurde vor einem Jahr eingeführt und beschränkt die Fremdfinanzierung von Wohn-Immobilien. Laut KIM-Verordnung dürfen Immobilien mit maximal 90 Prozent belehnt werden, sprich mit Bankkrediten finanziert werden. Zugleich darf die Schuldendienstquote maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen und der Kredit darf eine maximale Laufzeit von 35 Jahren haben.
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„Die KIM-Verordnung hat die privaten Bauherren eingebremst, sie haben ein Finanzierungsproblem bekommen“, sagt Jägersberger. „Ohne Finanzierung kann kaum jemand sein Bauprojekt realisieren. Wenn ein Problem aufgetreten ist, weil jemand seinen Job verloren hat, sind Eltern, Oma, Opa, Onkel und Tanten eingesprungen, sagen mir die Bankleute.“ Es gebe nur wenige notleidende Kredite für Privathäuser. „Wegen der KIM-Verordnung sind für viele die Finanzierungsmöglichkeiten nicht mehr gegeben, weil sie von den Banken die Kredite nicht mehr bekommen“, sagt der Bundesinnungsmeister der Baubranche. „Die, die einen Kredit bekommen haben, konnten diesen teilweise wegen der höheren Zinsen nicht mehr bewerkstelligen.“
Aufhebung erhofft
Jägersberger hofft, dass die KIM-Verordnung im Herbst aufgehoben wird. „Allerdings haben wir dann weiterhin das Problem mit den hohen Zinsen“, sagt der Baumeister. „Und ich denke nicht, dass sich bei den Baupreisen viel bewegen wird. Ich sehe nicht, dass sie fallen werden. Momentan geht auch die Inflation mit acht Prozent in eine Richtung, wo ich nicht sehe, dass es leichter werden wird.“
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