"Das Steuersystem ist eine Bestrafung"
Steine sind Margit Leidingers Leidenschaft. Genauer gesagt die Pflege und die Konservierung von Steinen.
Mit viel Schwung zeigt sie, wie das geht: Kräftiger Rotwein wird auf zwei Kunststeinplatten geschüttet. Der Alkohol dringt tief in den porösen Stein, ein unschöner Fleck bleibt zurück. Kein Schaden hingegen entsteht auf der behandelten Steinfläche. "Finalit" heißt das Mittel, mit dem die Oberfläche geschützt wurde. "Finalit" ist auch der Name des Unternehmens, das die studierte Hochbauingenieurin und Ökonomin führt.
Maria Leidinger und zuvor ihr Vater, ein Steinmetz im oberösterreichischen Wels, haben Verfahren und chemische Substanzen entwickelt, mit deren Hilfe Natur- oder auch Kunststeine gereinigt, imprägniert und poliert werden. Die Formeln für die Zusammensetzung der Stoffe sind streng geheim und liegen im Safe.
Die Unternehmerin ist weltweit tätig und verleiht mit ihrem Team und ihren Produkten historischen Bauten Hochglanz und längere Haltbarkeit.
Petersdom-Politur
Im Herbst beginnen Arbeiten im Petersdom. Die Bodenflächen vor dem Gebäude des Nationalrates am Ring wurden von "Finalit" rutschfest gemacht. Die Sisi-Statue in Meran erstrahlt im neuen Glanz, die Pyramiden in Ägypten wurden konserviert sowie die Dresdner Frauenkirche restauriert. Die Liste interessanter Projekte ist lang. Die Steinflächen des "Diana Princess of Wales"- Denkmals im Hyde Park wurden ebenfalls von "Finalit" bearbeitet, dafür wurde Margit Leidinger mit einem Adelstitel geehrt. Das British Museum oder die riesigen Marmorflächen des Marina-Bay- Sands-Hotel in Singapur wurden ebenfalls verschönert.
Die Firmenchefin reist viel und ist international bestens vernetzt. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hat fällt es ihr leicht, Vergleiche zu ziehen. Und die fallen nicht immer zum Vorteil Österreichs aus. Die 46-Jährige hat viele Ideen, was besser gemacht werden könnte.
"Das System der Einkommens- und Körperschaftssteuer ist nicht durchdacht. Je mehr man sich einsetzt, desto mehr muss man zahlen. Das ist eine Bestrafung und dient wirklich nicht der Motivation", sagt sie und wünscht sich die Flat Rate Tax. Darunter versteht man einen einheitlichen Steuersatz mit nur einer Tarifstufe.
Margit Leidinger scheut nicht davor zurück, an dem Tabu-Thema 13. und 14. Monatsgehalt zu rütteln: "Ich bin für zwölf Gehälter und ein steuerfreies Prämiensystem. Das wäre die Anpassung an internationale Standards." Außerdem müsste auch ein Selbstständiger in einer Firma arbeiten können.
Reformbedürftig findet die Unternehmerin mit 35 Angestellten in Wien das Pensionssystem. "Man müsste Anreize für Pensionisten schaffen, damit sie arbeiten und dazuverdienen können. In einer Gesellschaft, die immer älter wird, ist das notwendig."
Umständlich und kompliziert sind die Modalitäten bei Förderungen. "Kein Wunder, dass Geld in den Fördertöpfen liegen bleibt."
A wie Austria
Besonders ärgerlich findet sie, dass man das A in Verbindung mit Made in Austria nicht mehr verwenden darf. Die Wirtschaftskammer hat das untersagt. "Dabei ist das A für Austria nicht nur eine Marke und ein Symbol für die Qualität des österreichischen Wirtschaftsstandortes, sondern auch für österreichische Produkte."
Sorgen macht der engagierten Firmeninhaberin die Politikverdrossenheit im Land. Sie hat eine Erklärung: "Sobald jemand in der Politik ist, ist die Ideologie weg." Sie wünscht sich schärfere Positionierungen und mehr Debatten. "Mehr Unternehmer sollten in der Regierung sitzen." Und: "Wo bleibt die jährliche Erfolgsbilanz der Regierung und der Abgeordneten?", fragt sie. "Ich hätte gerne mehr Resultate." Als Sparmaßnahme kann sich Leidinger eine Verkleinerung der Zahl der Abgeordneten vorstellen. "Das Parlament kann schlanker werden."
Den Alltag würden flexiblere Öffnungszeiten erleichtern – und eine bessere Betreuung von Kleinkindern und Schülern. "Ich bin dafür, dass der Unterricht um 9.00 Uhr beginnt, dafür aber die Betreuung am Nachmittag länger dauert. Das würde meinen Mitarbeitern sehr helfen."
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