AUA: Wegen Ukraine-Krieg geschäftlich im Blindflug unterwegs
Die Ukraine-Krise trifft auch die Austrian Airlines (AUA). Die Flüge nach Kiew, Odessa, Lemberg sowie nach Moskau wurden ja eingestellt. Flüge nach Asien müssen umgeleitet werden und dauern länger (nach Schanghai plus eine Stunde), weil der Luftraum über Osteuropa (und ganz Russland) gesperrt ist. Mit den Mitarbeitern in der Ukraine ist man ständig in Kontakt, um Hilfe anzubieten
Dabei war die Welt bei der AUA bis vor neun Tagen noch halbwegs in Ordnung. In den letzten erhobenen vierzehn Tagen habe es 500.000 Buchungen gegeben, so Austrian Airlines CCO Michael Trestl. Das habe Hoffnungen auf ein gutes Sommergeschäft gemacht. Genaue Daten für die Zeit seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine liegen laut AUA zwar noch nicht vor, ein deutlicher Einbruch zeichne sich aber bisher nicht ab.
Das Prinzip Hoffnung
Deshalb will man an der Hoffnung jetzt einmal festhalten. So wird die AUA das Angebot im Sommer für den Mittelmeerraum erweitern. Beispiele: Valencia, Spanien, wird neu in den Flugplan aufgenommen und Palma de Mallorca wird dreimal täglich angeflogen.
Eine Kampfansage an die Billig-Airlines. Aber ohne deren Kampfpreise. „Angebote um 4,99 Euro können und wollen wir als sozial verantwortungsbewusstes Unternehmen nicht machen“, sagt Trestl. 39 Euro für ein One-Way-Ticket nach Palma ist das untere Ende der Fahnenstange.
Wie das heurige Jahr ausgeht, ist völlig offen. Im Vorjahr belief sich der Verlust (das „adjusted EBIT“) auf 264 Millionen Euro. Das sind immerhin um 55 Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Die Gründe für den Verlust sind bekannt: Lockdowns, Reisebeschränkungen und neue Virusvarianten.
Lage zuletzt besser
Dabei hat sich die Lage zuletzt verbessert. Drei Viertel des Jahresumsatzes wurden im zweiten Halbjahr erwirtschaftet. Im dritten Jahresquartal gab es zum ersten Mal seit Krisenbeginn in einem Quartal mit zwei Millionen Euro sogar schwarze Zahlen. Und dank einer guten Weihnachtssaison war auch das vierte Quartal wesentlich besser als 2020.
Freilich hat die Pandemie tiefe Spuren hinterlassen. So mussten bisher 1.195 Vollzeitkräfte abgebaut werden. Am Ende werden es 1.350 sein.
Kein neues Sparprogramm
Große neue Sparmaßnahmen sind nicht geplant, sagt CCO Francesco Sciortino. Im Gegenteil. Wenn alles gut gehe, würden bald wieder neue Flugbegleiter gesucht. Von der Staatshilfe in Höhe von 300 Millionen Euro hat die AUA ein Fünftel, also 60 Millionen Euro, bisher zurückgezahlt.
Noch zwei weitere Zahlen: Der Umsatz stieg 2021 von 460 auf 743 Mio. Euro, lag damit aber immer noch bei einem Drittel des Vorkrisenniveaus. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Passagierzahlen, die von 3,1 auf fünf Millionen zulegten, was aber ebenfalls nur einem Drittel des Vorkrisenniveaus entsprach.Was die Flotte angeht, so sind derzeit 61 Flugzeuge in Betrieb. Vier ältere Maschinen werden noch heuer durch vier Airbus A 320 Neo ersetzt.
Apropos neu: Seit 1. Märt ist Annette Mann neue AUA-Chefin. Die Lufthansa-Managerin folgt damit Alexis van Hoensbroech, den es nach Nordamerika zog.
Mann stellte sich bei der Präsentation der Bilanz 2021 aber nur kurz den Medien vor.
Lufthansa: keine Prognose
Auch die AUA-Mutter Lufthansa stellt sich angesichts des Ukraine-Kriegs nach zwei verlustreichen Pandemiejahren auf eine weitere schwierige Zeit ein. „Wir sind sehr sicher, dass der Luftverkehr in diesem Jahr einen starken Aufschwung erleben wird", sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Vorlage der Jahresbilanz am Donnerstag.
Allerdings lassen große Ungewissheiten rund um die Entwicklungen in der Ukraine, die Folgen des Konflikts sowie der unsichere Verlauf der Pandemie eine detaillierte Finanzprognose nicht zu. Ob die Lufthansa 2022 in die Gewinnzone zurückkehrt, lässt der Vorstand daher offen. Die Buchungen für die Oster- und Sommerferien liegen aber immerhin fast auf dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019.
Verluste reduziert
Im zweiten Corona-Jahr 2021 verringerte die Lufthansa ihren Verlust um zwei Drittel auf rund 2,2 Milliarden Euro. Gründe: eine leichte Erholung des Passagiergeschäfts und ein Gewinn bei der Fracht-Tochter Lufthansa Cargo.
Bekräftigt hat man das Interesse an der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an ITA Airways, der Nachfolgegesellschaft des ehemaligen italienischen Monopolisten Alitalia. „Der Aufbau einer Partnerschaft mit ITA ist unser strategisches Ziel, und wir sind dabei, die Details zu klären", sagte Spohr.
Die AUA-Schwester Swiss hat im zweiten Jahr der Corona-Pandemie ebenfalls einen großen Verlust eingefahren. Allerdings fiel dieser mit rund umgerechnet 421 Mio. Euro deutlich geringer aus als im Jahr davor.
Kommentare