Luftfahrt: Neunter Konkurs bei Jetalliance Gruppe

Die Bedarfsflugunternehmens-Gruppe Jetalliance muss restrukturieren.
Tochterfirma AC Aircraft Sales & Consulting GmbH schaffte Sanierungverfahren nicht.

Die Jetalliance Holding AG mit Sitz im niederösterreichischen Kottingbrunn war jahrelang das führende Bedarfsflugunternehmen Österreichs. Heute ist es Luftfahrtgeschichte. Denn: Ende 2012 begann der Sturzflug der Firmengruppe um Lukas Lichtner-Hoyer, der trotz massiver Rettungsversuche nicht mehr abgefangen werden konnte. Einerseits hat die Wirtschaftskrise dieser Branche massiv zugesetzt. Viele Firmenmanager stiegen von teuren Businessjets auf Linienflüge um. Andererseits stand bei der Jetalliance Flugbetriebs GmbH nach einer Prüfung durch die Finanz- und Gebietskrankenkasse eine Millionen schwere Nachforderung ins Haus. Finanz und Krankenkasse rechneten das Leasingpersonal (89 Personen) der Flugbetriebsfirma zu.

Im Juni 2013 musste dann die Mutterfirma Jetalliance Holding AG den Weg zum Konkursrichter antreten. Die Firma wurde später endgültig „gegroundet“. Laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform wurden bisher insgesamt 77,47 Millionen Euro Forderungen angemeldet. „Die Jetalliance-Gruppe ist eine der größten Pleiten der vergangenen Jahre, nicht nur in Niederösterreich“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform.

Keine Jets verkauft

Jetzt steht der Jetalliance-Gruppe der nächste Konkurs ins Haus. Dabei wollte die Tochterfirma AC Aircraft Sales & Consulting GmbH, die Flugzeuge verkaufte, im Zuge eines Sanierungsverfahrens im Vorjahr nochmals durchstarten. „Sie hat es aber nicht geschafft, daher wurde jetzt der Konkurs beantragt“, bestätigt eine Mitarbeiterin dem KURIER. Das ist somit der neunte Konkurs in der Jetalliance-Gruppe. Detail am Rande: Zwei weitere Insolvenzen im Umfeld der Gruppe konnten mangels Vermögens nicht eröffnet werden.

Die Jetalliance-Gruppe ist eine der größten Pleiten der vergangenen Jahre, nicht nur in Niederösterreich“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform.

Die AC Aircraft Sales & Consulting befasste sich mit dem Verkauf von Business-Jets der Marke Cessna Citation, aber auch Airbus 318 wurden vertrieben. „Es werden im Moment so gut wie keine Cessnas verkauft, Cessna hat auch die Produktion gedrosselt und der Gebrauchtmarkt ist mit Flugzeugen überschwemmt“, sagt eine Mitarbeiterin zum KURIER.

Ein Aston Martin Muncher

Die Firma hat zwei Millionen Euro Schulden. Zum Vermögen der Gesellschafte zählte eine Nobelkarosse der Marke "Aston Martin Muncher", die angeblich mit einem Buchwert von 174.000 Euro in den Büchern stand. „Der Rechtsstreit über das einzige Asset, den Aston Martin Muncher, konnte mit der Bank im Rahmen eines einvernehmlichen Verkaufes beigelegt werden“, heißt es im Konkursantrag. Zugleich konnte eine Leasingkonstruktion für einen Airbus 318E von der Hypo Alpe Adria Bank auf eine andere Bank umgeschuldet werden. Der AC Aircraft Sales & Consulting flossen daraus 110.000 Dollar zu. „Gleichzeitig wurde das Risiko einer bedingten Forderung seitens der Hypo in Höhe von rund fünf Millionen Euro“ beseitigt“, heißt es weiter.

Keine Zukunft

Fakt ist: Die Aircraft Sales & Consulting hat keine Zukunft. „Die Marktsituation in Österreich ist jedoch von solcher Beschaffenheit, dass ein Neustart des Unternehmen als Flugzeughändler trotz großer Bemühungen verhindert wurde“, heißt im Antrag. Ein konkretes Vermittlungsgeschäft eines gebrauchten Airliners steht zwar vor der Umsetzung, kann aber wider Erwarten nicht fristgerecht umgesetzt werden, um die zweite Sanierungsplanquote zu bezahlen. Es wird angeregt, den Betrieb zu schließen.

Detail am Rande: Die Wartungssparte "Technical Services" wurde von einem neuen Eigentümer und Ex-Mitarbeitern aus der Jetalliance herausgekauft und ist heute unter einem neuen Namen und neuer Führung als "Flugzeugwerft" tätig.

Die Zahlen

Im Konkursverfahren der Jetalliance Holding wurden (Stand Sommer 2014) rund 43,26 Millionen Euro Forderungen angemeldet, davon wurden auch 38,16 Millionen Euro anerkannt.

Im Insolvenzverfahren der Jetalliance Flugbetriebs GmbH wurden 32,34 Millionen Euro angemeldet, davon waren 31,34 Millionen Euro unbesichert.

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