Lösung gefunden: Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf bleibt
Angepeilt wurde eine Rübenbaufläche von mindestens 38.000 Hektar. Geworden sind es bisher 38.200 Hektar. Die Agrana geht aber davon aus, dass sich bis zum Februar des kommenden Jahres noch einige Bauern für den Rübenanbau entscheiden werden und die Fläche auf 39.000 bis 40.000 Hektar steigen wird.
Ab 38.000 Hektar rentiert sich der Betrieb von zwei Zuckerfabriken in Niederösterreich. Bei einer geringeren Anbaufläche hätte die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Marchfeld) geschlossen werden müssen und Zucker wäre nur mehr in der Fabrik in Tulln produziert worden.
Einstimmiger Beschluss
Da genug Bauern Verträge mit der Agrana abgeschlossen haben, hat der Aufsichtsrat der Agrana am Freitag einstimmig beschlossen, im kommenden Jahr die Zuckerfabrik Leopoldsdorf nicht zuzusperren. Die 150 Arbeitsplätze in der Fabrik bleiben erhalten. Das bekannteste Produkt der Agrana ist der „Wiener Zucker“.
Angetreten zur Verkündigung der frohen Botschaft waren unter anderen Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, der Aufsichtsratchef der Agrana-Beteiligungs AG, Erwin Hameseder und Agrana Vorstandschef Johann Marihart.
Politiker im Bund und Land haben sich intensiv um eine Lösung bemüht. Es wurden Rübengipfel organisiert. Die Rübenbauern haben Verträge für drei Jahre bekommen. Teil der Vereinbarung ist auch eine Wiederanbauprämie von 250 Euro pro Hektar, wenn der Rüsselkäfer die erste Aussaat zerstört. Das Geld kommt aus dem Bundesbudget. Das Saatgut wird von der Agrana zur Verfügung gestellt.
Es gab in den vergangenen Jahren massive Ernteausfälle, die die Rübenbauern hart getroffen haben. Dazu kam der niedrige Zuckerpreis. Daher die Skepsis, ob man weiter Rüben anbauen soll. Rahmenbedingungen wie eine Wiederanbauprämie haben die Rübenbauern schließlich dazu motiviert, weiterzumachen. „Es ist wichtig, dass Sicherheit da ist“, betonte der Präsident der Österreichischen Rübenbauern, Ernst Karpfinger am Freitag.
Allerdings gibt es keine Garantie, dass der Rüsselkäfer nicht wieder in großem Ausmaß beginnt die Ernte zu zerstören. „Wenn der Rüsselkäfer 20.000 Hektar frisst, dann stehen wir wieder vor demselben Problem“, sagt Marihart. Wegen der feuchten Witterung sind Agrana und Rübenbauern allerdings optimistisch, dass sich die Schäden am Feld im kommenden Jahr in Grenzen halten werden.
Dass ein hoher Grad an Selbstversorgung bei Lebensmittel Sinn macht, hat sich insbesondere in der Corona-Krise gezeigt.
Wertschöpfung
„Die Wertschöpfungskette soll und muss in österreichischer Hand bleiben“, lautete daher die Kernaussage von Hameseder. Ähnlich argumentierten auch Köstinger und Mikl-Leitner.
Der Klimawandel hat auch in Österreich die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft deutlich verschärft. Lange Trocken- und Hitzeperioden hemmen nicht nur das Wachstum der Pflanzen, sondern erhöhen auch deutlich den Schädlingsdruck. Das gilt nicht nur für den Rübenanbau.
Es soll daher erneut eine Notfallzulassung für Neonicotinoide zum Pflanzenschutz für Zuckerrüben geben. Die Notfallzulassung muss von der EU genehmigt werden. Das bereits bestehende Bienenmonitoring zur Kontrolle der Folgen der Anwendung der Neonicotinoide im Zuckerrübenanbau wird weitergeführt.
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