Lieferengpässe belasten die Industrie mehr als Lockdown

Industrie profitiert von Auftragsboom
Fehlende neue Aufträge lassen Industrieproduktion fast stagnieren. Auftragsrückgang aus dem Inland, Exporte stützen noch die Nachfrage.

Lieferengpässe und fehlendes Neugeschäft belasten die heimische Industrie. Der Lockdown verunsichere zwar, werde die Industrie aber nicht wesentlich belasten, heißt es im EinkaufsManagerIndex der Bank Austria.

Indikatoren dürften zu optimistisches Bild zeigen

Die Lager wurden voller, die Produktionsleistung stagnierte. In Summe zeige sich "eine Pause der Industrieerholung in Österreich". Zugleich gab es weiter einen starken Jobaufbau.

"Der Indikator dürfte derzeit ein zu optimistisches Konjunkturbild zeichnen", meint Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Denn die stützenden Faktoren wie Beschäftigungsaufbau, steigende Lagerbestände oder rasche Verlängerung der Lieferzeiten seien nicht auf eine brummende Nachfrage, sondern auf Engpässe beim Angebot, vor allem die erneut starke Verteuerung von Rohstoffen und Vormaterialien, zurückzuführen.

Da die Ökonomen der Bank Austria "erst im späteren Jahresverlauf 2022" eine Entspannung bei den weltweiten Lieferketten- und Transportproblemen erwarten, müsse "für die kommenden Monate von einer weiteren Verschlechterung des Indikators sogar unter die Wachstumsschwelle ausgegangen werden", so Bruckbauer.

Verlängerte Lieferzeiten und rückläufige Aufträge

Erstmals seit fast eineinhalb Jahren haben die heimischen Betriebe ihre Produktionsleistung im November kaum mehr ausgeweitet, schreibt Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Das größte Problem seien deutlich verlängerte Lieferzeiten und die deutliche Zunahme der Auftragsrückstände.

Wegen fehlender einzelner Komponenten können teilweise lagernde Vormaterialien nicht verarbeitet werden. Aber auch die Nachfrage habe nachgelassen, der letzte leichte Anstieg der Auftragseingänge sei auf ein klares Plus der Exportaufträge zurückzuführen, während die Nachfrage aus dem Inland sogar leicht abnahm.

Stark gestiegene Einkaufspreise

Zugleich sind die Einkaufspreise der produzierenden Unternehmen stark gestiegen und diese höheren Kosten konnten nur mehr teilweise über höhere Verkaufspreise an Kunden weitergegeben werden, "sodass sich im Durchschnitt die Ertragslage verschlechtert haben dürfte", meint Pudschedl.

Lichtblick ist die Beschäftigungslage, der Jobaufbau geht weiter. Die Arbeitslosenquote der Industrie beträgt derzeit nur mehr 3,5 Prozent und dürfte im Jahresschnitt bei 3,9 Prozent liegen. Das ist fast schon wieder das Vorkrisenniveau (3,7 Prozent) und liegt deutlich unter der gesamtösterreichischen Arbeitslosenquote von 8,1 Prozent.

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