Lenzing rutschte wegen Corona im ersten Halbjahr in Verlustzone

Lenzing rutschte wegen Corona im ersten Halbjahr in Verlustzone
Preisdruck und weniger Nachfrage ließen den Umsatz einbrechen. CEO Doboczky sieht Talsohle durchschritten

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise haben den börsennotierten oberösterreichische Faserhersteller Lenzing im ersten Halbjahr in die Verlustzone gedrückt. Das Periodenergebnis belief sich auf minus 14,4 Mio. Euro nach einem Plus von 76,8 Mio. in der Vorjahresperiode, der Umsatz brach um ein Viertel auf 810 Mio. Euro ein.

Schwieriges Marktumfeld

Im zweiten Quartal lag das Periodenergebnis bei minus 32,1 Mio. Euro. Von der APA befragte Analysten hatten mit einem Minus von 19,6 Mio. Euro gerechnet.

"Die COVID-19-Krise beeinflusst die gesamte Textil- und Bekleidungsindustrie und erhöhte den Preis- und Mengendruck auf den Weltfasermarkt weiter", sagte Lenzing-Chef Stefan Doboczky am Mittwoch bei Vorlage der Zahlen.  Es habe sich um ein "äußerst schwierigen Marktumfeld" gehandelt, strategisch sei man aber "weiter voll auf Kurs" und die Umsetzung der Schlüsselprojekte verlaufe "nach Plan". Im ersten Halbjahr schloss Lenzing die Finanzierungsverträge für den Bau des Zellstoffwerks in Brasilien ab.

Hygieneprodukte boomten, Textil brach ein

Die Corona-Krise verschob im ersten Quartal auch die Umsätze innerhalb des Konzerns. Erstmals in der Firmengeschichte wurde mit Vliesfasern für Hygieneprodukte mehr umgesetzt als mit Textilfasern für die Bekleidungsindustrie. Vor allem die Nachfrage nach Feuchttüchern, feuchtem Toilettenpapier sowie Putztüchern aus Vliesfasern boomte während der Lockdown-Phase. Auch Mund-Nasen-Schutzmasken waren stark nachgefragt. 

Leichte Besserung erwartet

Das zweite Halbjahr kann der Faserhersteller "derzeit nur grob einschätzen". Doboczky sieht die Talsohle aber durchschritten. "Das zweite Quartal war das schwierigste. Das dritte und vierte Quartal werden besser sein als das zweite", zeigt er sich optimistisch. 

Kurzarbeit zurückgefahren

Im Mai meldete Lenzing 1.500 Mitarbeiter zur Kurzarbeit an. Die Zahl konnte im Juli auf unter 1.000 reduziert werden, so der Lenzing-Chef. Die Kurzarbeit sei ein gutes Mittel, um die Auftragsrückgänge besser abfangen zu können. Staatshilfen habe das Unternehmen ansonsten keine in Anspruch genommen. 

Investitionen werden vorangetrieben

Die strategischen Investitionsprojekte, die ab 2022 einen deutlichen Ergebnisbeitrag für Lenzing liefern sollen, werde man weiter vorantreiben. Es handelt sich dabei um das geplante Zellstoffwerk in Brasilien sowie jenes in Thailand. Beide sollen trotz Corona-Krise wie geplant 2021 in Betrieb gehen. 

Schutzmaskenproduktion 

Lenzing und Palmers Textil haben im April gemeinsam das Unternehmen "Hygiene Austria" für die Produktion und den Verkauf von MNS- und FFP2-Masken gegründet. Mit den derzeitigen Produktionsanlagen können bis zu 12 Millionen Masken pro Monat produziert werden. Doboczky betonte, dass Hygiene Austria "keine staatlichen Aufträge" erhalten habe und begegnete damit der Kritik, Profiteur der von der Regierung verhängten Maskenpflicht zu sein. "Hygiene Austria ist keine politische Firma". Vielmehr wollte man mit der Produktion eine Maskenversorgung im Inland sichern. Für Lenzing selbst sei das Geschäft kein großer Umsatzbringer. 

 

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