Inflation sinkt leicht, aber von Entwarnung kann keine Rede sein

Preisvergleiche zahlen sich beim Tanken aus.
Ausschlaggebend dafür sind die gesunkenen Treibstoffpreise

Die Inflation in Österreich ist rund drei Mal so hoch wie noch vor einem Jahr. Lag die jährliche Teuerungsrate über den gesamten Warenkorb im August 2021 bei 3,2 Prozent so reden wir ein Jahr später schon von 9,1 Prozent. Das hat eine Schnellschätzung der Statistik Austria ergeben.

Die gute Nachricht lautet: Die besagten 9,1 Prozent bedeuten eine leichte Abschwächung gegenüber dem Juli-Wert von 9,3 Prozent. Ausschlaggebend dafür waren die wieder klar unter zwei Euro je Liter gesunkenen Treibstoffpreise.

Aber, und das ist die schlechte Nachricht: In den kommenden Monaten wird die Inflation dennoch sehr hoch bleiben und möglicherweise ab  September sogar zweistellig werden, wie zuletzt Wifo-Experte Josef Baumgartner erklärt hat.

Hauptgrund hierfür sind die Preise für die Haushaltsenergie, also vor allem Strom und Gas, wie auch IHS-Experte Sebastian Koch bestätigt: „Der Ölpreis ist nach unten gegangen, das hat man relativ schnell bei den Preisen für Benzin und Diesel gesehen. Aber bei der Haushaltsenergie da kommt das dicke Ende noch. Von einer Entwarnung kann noch keine Rede sein.“ Soll heißen, die enormen Preissteigerungen bei den Großhandelspreisen von teilweise mehreren hundert Prozent (je nach Beobachtungszeitraum) sind von den Energiekonzernen erst teilweise weitergegeben worden.

 

In der Eurozone ist die Inflation im Durchschnitt aller 19 Mitglieder hingegen auch im August weiter gestiegen und hat nun ebenfalls die 9-Prozent-Marke überschritten – Rekord seit Euro-Einführung.

Mit dem neuerlichen Inflationsschub dürfte ein weiterer kräftiger Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Sitzung in der kommenden Woche immer wahrscheinlicher werden. Denn sie verfehlt ihr Inflationsziel von zwei Prozent weiterhin deutlich. Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel macht sich für eine spürbare Zinsanhebung stark. Die Geldpolitik müsse entschlossen reagieren, um die Glaubwürdigkeit des Inflationsziels zu bewahren.

Mit der geldpolitischen Wende im Juli erhöhte die EZB den Leitzins im Juli um einen halben Prozentpunkt auf 0,50 Prozent. Für die EZB-Ratssitzung am 8. September wird erneut ein kräftiger Schritt erwartet. Inzwischen haben sich mehrere Euro-Notenbanker dafür ausgesprochen, dann auch eine noch größere Anhebung um 0,75 Prozentpunkte zu diskutieren.

Gegenmaßnahmen gefordert

"Viele Menschen stöhnen unter den hohen Preisen beim Einkaufen", schrieb die Arbeiterkammer Wien (AK) in einer Aussendung am Mittwoch und verwies erneut auf ihre Forderung nach einer zeitlich befristeten Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel. Der Handelsverband forderte angesichts der hohen Inflation am Mittwoch ebenfalls schnelle Maßnahmen gegen die Teuerung. Allen voran sei ein "unkomplizierter, unbürokratischer Energiepreisdeckel für Händler" notwendig, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will laut einer Aussendung am Mittwoch.

Kommentare