Leben Waschmaschinen jetzt kürzer - oder doch nicht?

Geräte werden immer kürzer genutzt – weil es bessere gibt
Kein Beweis für vorsätzliche Mängel der Hersteller. Elektrohandel meldet stagnierende Absatzzahlen.

Just dann, wenn die Garantiezeit vorbei ist, gibt die Waschmaschine den Geist auf. Schon seit Jahren sind Hersteller mit dem Vorwurf konfrontiert, den Lebenszyklus ihrer Geräte mittels vorsätzlich eingebauter Mängel gezielt zu verkürzen – im Fachjargon "geplante Obsoleszenz" genannt. Sepp Eisenriegler, Leiter des Wiener Service- und Reparaturzentrums (R.U.S.Z), behauptet in seinem neuen Buch "Konsumtrottel" (der KURIER berichtete), dass die Lebensdauer in den vergangenen Jahren deutlich kürzer geworden ist. Geräte würden viel öfter weggeworfen, weil sie nicht wirtschaftlich zu reparieren sind.

"Stimmt nicht", widerspricht Wolfgang Krejcik, Branchensprecher des Elektrohandels in der Wirtschaftskammer (WKO), energisch. "Waschmaschinen werden nicht schneller kaputt als früher, einen solchen Pauschalvorwurf haben sich die Hersteller nicht verdient", so Krejcik zum KURIER. Wenn die Geräte kürzer leben, müsste der Handel mehr davon verkaufen, aber dies sei nicht der Fall.

300.000 Geräte jährlich

Als Beweis legt Krejcik die Absatzzahlen für Haushaltsgroßgeräte in Österreich vor. Demnach ist trotz steigender Anzahl an Haushalten die verkaufte Stückzahl nur geringfügig auf 1,5 Millionen Großgeräte gestiegen, der Anteil der Waschmaschinen ist mit rund 300.000 sogar annährend gleich geblieben. Im ersten Halbjahr 2016 betrug das Plus bei Hausgeräten 1,9 Prozent (siehe Grafik unten). Die Konsumenten seien ja keine Trotteln, ätzt Krejcik in Richtung Eisenriegler, sondern via Internet bestens informiert. "Wenn die Waschmaschine vorzeitig den Geist aufgibt, ist das Vertrauen in die Marke weg und das fällt auch auf uns Händler zurück." Zehn Jahre sollte eine Waschmaschine schon halten, nennt Krejcik einen Richtwert, verweist zugleich aber auf die Preis- und Qualitätsunterschiede, "die es früher auch schon gab".

Mehrheit schafft 10 Jahre

Einen Beweis, dass Waschmaschinen früher länger gelebt haben, hat auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) nicht. "Das lässt sich mit den Dauertests, die wir durchführen, nicht sagen", erklärt VKI-Umweltexperte Christian Kornherr. Demnach hätten schon bei früheren Tests zwischen zehn und 30 Prozent der überprüften Geräte die 10-Jahres-Frist nicht erreicht. "Es gibt aber eine Korrelation zwischen Kaufpreis und Lebensdauer", so der Experte. Bei Waschmaschinen unter 550 Euro fiel zuletzt jede vierte schon nach fünf Jahren aus, bei einem Preis ab 700 Euro hielten hingegen 90 Prozent länger als zehn Jahre durch.

Grund für vorzeitigen Verschleiß ist also nicht böse Absicht, sondern schlechte Qualität, die zum Diskontpreis verschleudert wird. Faktum ist, dass Elektronik immer kürzer genutzt wird. Auslöser für den Neukauf ist jedoch nicht nur ein Schaden, sondern der Wunsch nach besseren, energieeffizienteren Geräten. In Österreich sind 25 bis 30 Prozent aller Haushaltsgeräte, die ausgetauscht werden, noch voll funktionsfähig.

Leben Waschmaschinen jetzt kürzer - oder doch nicht?

Aus Umweltschutzgründen planen einzelne EU-Länder mit regulatorischen Maßnahmen die Lebensdauer von Elektrogeräten zu verlängern. In Deutschland hat kürzlich Umweltministerin Barbara Hendricks Pläne für ein „zweites Preisschild“ für Elektrogeräte vorgestellt. Darauf sollen verpflichtend Angaben über Haltbarkeit und Reparaturfähigkeit gemacht werden. Schweden geht noch einen Schritt weiter und will die Umsatzsteuer auf gebrauchte Elektronikwaren um die Hälfte senken. In Österreich fordern bisher nur die Grünen solche Maßnahmen, während der Handel bremst.

Das Verhalten der Hersteller in punkto Reparaturfähigkeit ist unterschiedlich. Während der französische Elektronikriese SEB (Rowenta, Moulinex, Krups, Tefal) künftig eine zehnjährige Reparaturfähigkeit auf seine Produkte garantiert, um Kunden an sich zu binden, schränken viele Handy-Erzeuger wie Apple diese immer weiter ein. Sie kleben statt schrauben und machen so das Innenleben der Geräte mehr oder weniger unzugänglich.

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