Landwirtschaftskammer-Chef: „Mehrwert muss bezahlt werden“

Landwirtschaftskammer-Chef: „Mehrwert muss bezahlt werden“
Neuer Präsident will, dass höhere Standards von den Konsumenten abgegolten werden.

Seit 15. Mai ist der Vorarlberger Milchbauer Josef Moosbrugger neuer Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammern. Bereits im Februar wurde er in der Sitzung der österreichischen Landwirtschaftskammer-Präsidenten einstimmig zum Nachfolger von Hermann Schultes als neuer Chef nominiert. KURIER: Ist das CETA-Freihandelsabkommen mit Kanada ein Vorteil oder ein Nachteil für die heimische Landwirtschaft?

Josef Moosbrugger: Es liegt ein Ergebnis vor, das aus meiner Sicht für die österreichische Landwirtschaft erträglich ist. CETA ist nicht vergleichbar mit Mercosur (Freihandelsabkommen mit südamerikanischen Staaten, Anm.). Da gibt es beträchtliche Unterschiede. Im CETA-Abkommen gibt es Importbeschränkungen für Fleisch, die bei Mercosur so nicht vorgesehen sind.

Können wegen CETA Nahrungsmittel mit niedrigeren Produktionsstandards als in Österreich üblich importiert werden?

Nein. Es wurde vereinbart, dass die Produktionsstandards eingehalten werden müssen und gentechnisch veränderte Produkte gekennzeichnet werden.

Sie erwarten, dass allfällige Kürzungen im Agrarbudget der EU durch nationale Förderungen ausgeglichen werden. Was bedeutet das konkret?

Jetzt wird anständig verhandelt. Ich erwarte mir österreichische Verhandler mit Rückgrat. Die entscheidende Frage ist: Was braucht die Landwirtschaft, damit sie die bisherigen Leistung weiter erbringen kann? Das gilt natürlich auch in den Bereichen Umweltschutz, Bergbauernförderung oder biologische Landwirtschaft. Der Markt muss Signale liefern, wie in Österreich produziert werden soll und welche Lebensmittel die österreichischen Bauern in Zukunft produzieren müssen.

Viele Konsumenten sind zwar für Bio und Regionalität, kaufen dann aber im Supermarkt nur die billigsten Lebensmittel.

Wenn man eine Lebensmittelproduktion in Österreich will, dann muss es dafür auch einen entsprechenden wirtschaftlichen Erlös geben. Der Wert der Regionalität und das Wissen, wie produziert wird, ist auch eine Frage der Sicherheit.

Wenn der Konsument wissen will, woher sein Essen kommt und wie es produziert wird, muss er dann höhere Preise bezahlen?

So wird es sein. Ich sage das ganz deutlich. Ich gehe auch davon aus, dass die Österreicher dieselben Ansprüche für im Inland produzierte Lebensmittel haben wie für Importe. Wir haben in vielen Bereichen höhere Lebensmittelstandards als in andern EU-Ländern. Da müssen die Konsumenten auch bereit sein, diesen Mehrwert zu bezahlen.

Immer mehr Pflanzenschutzmittel werden verboten und die Kritik an der Tierhaltung steigt. Muss sich die Landwirtschaft grundsätzlich ändern?

Die österreichische Landwirtschaft hat sich in eine Richtung entwickelt, wo diesen Themen differenziert behandelt werden. Die Bauern müssen sich aber auch auf etwas verlassen können. Wenn die Experten den Einsatz eines Pflanzenschutzmittels für unbedenklich halten, dann muss das auch Gültigkeit haben. Wenn das nur eine emotionale Frage ist, dann wird es schwierig für die Zukunft. Da muss die Landwirtschaft Klartext reden, damit sie nicht zum Spielball von NGOs und anderen wird. Hier gilt ähnliches wie bei den Lebensmitteln. Das, was man von uns erwartet, muss auch für Importwaren Gültigkeit haben.

Es wird in Österreich mit niederländischen Methoden in Nährlösung Gemüse produziert und als regionales Produkt verkauft.

Da gibt es eine einfache Lösung. Wir brauchen klare Herkunftsbezeichnungen. Jeder soll wissen, wo Gemüse produziert wurde und jeder soll wissen, wie es produziert wurde. Das ist auch wichtig. Es wurde im Regierungsübereinkommen festgelegt, dass es eine klare Herkunftsbezeichnung geben soll. Das ist die Chance der heimischen Landwirtschaft.

Wird der Bio-Anteil in Österreich steigen?

Das, was der Markt an Bio wünscht und auch bezahlt, das wird die Landwirtschaft auch produzieren.

Als der Milchpreis im Keller war, hat die EU große Mengen aufgekauft. Jetzt liegen 380.000 Tonnen Milchpulver auf Lager. Was soll damit geschehen?

Die Frage, was die EU mit dem Milchpulver vorhat, kann ich nicht beantworten. Kurzfristig halte ich Marktentlastungen wie bei der Milch für sinnvoll.

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