Landwirte beklagen Dürre: "Uns geht das Wasser aus"

Landwirte beklagen Dürre: "Uns geht das Wasser aus"
In großen Teilen Österreich braucht es viel Regen, sonst drohen wieder massive Ernteausfälle bis hin zu flächendeckender Wasserknappheit. Landwirte suchen schon Alternativen für die Zukunft.

Der Laie sieht grüne Wiesen und Felder. Doch das geschulte und erfahrene Auge von Robert Gruber aus Rohrenreith bei Zwettl im niederösterreichischen Waldviertel kann mehr erkennen, als er am Donnerstagvormittag bei einem KURIER-Lokalaugenschein seine Anbauflächen unter die Lupe nimmt. "Saftig grün sieht anders aus. Die Pflanzen lassen alles hängen. Man spürt, dass uns das Wasser ausgeht", sagt der 41-jährige Milch- und Getreidebauer.

Gruber wirkt nachdenklich und besorgt, als er mit der Schuhsohle über den Boden fährt. Es staubt in alle Richtungen. Er kniet sich nieder, schiebt mit der rechten Hand mehrere Pflanzen zur Seite und entdeckt darunter tiefe Risse im Boden. Solche Furchen entstehen, wenn die Erde austrocknet und sich zusammenzieht. "Regen ist aber auch in den nächsten Tagen nicht in Sicht", weiß Gruber.

Nach einer schwierigen Erntesaison im Vorjahr, in der es 40 Prozent weniger Niederschlag gab und sein Erdäpfel-Ertrag 25 Prozent geringer ausfiel, sind die ersten Anzeichen für das heurige Jahr mindestens genauso schlecht, wenn nicht sogar schlechter. "In zwei Wochen ist der erste Grünschnitt auf meinen Wiesen dran. Aber man kann sehen, dass das Gras noch viel zu niedrig ist", schildert Gruber.

Waldviertler Landwirt Gruber: "Uns geht das Wasser aus"

Vorräte

Wenn es mal regnet, sind es drei bis vier Millimeter Niederschlag. "Schon kurze Zeit später ist alles wieder trocken. Wir bräuchten jetzt mindestens 20 Millimeter pro Quadratmeter, damit die Pflanzen kräftig wachsen können", sagt der Waldviertler. Die Situation sei inzwischen angespannt, weil die Vorräte bald zu Ende gehen würden. Vor allem das Futter für seine 57 Milchkühe sei wichtig. "Damit ich trotz der Trockenheit auch heuer genügend Futtergras bekomme, habe ich meine Anbauflächen für Erdäpfel halbiert", erklärt Gruber.

Wer sich rund um Rohrenreith die Getreidefelder genauer ansieht, entdeckt interessante Unterschiede. "Ich hab ’ das Wintergetreide zehn bis 14 Tage früher angebaut als mein Nachbar. Meines hat mehr Wasser bekommen und ist schön aufgegangen. Auf dem benachbarten Feld ist das Getreide deutlich niedriger und wirkt wenig vital", sagt Gruber. Er sucht bereits nach möglichen Alternativen, um mehr Feuchte auf den Feldern zu halten. In Zukunft will er im Ackerbau mit einer Begrünung den Boden bedecken, um die Wasserverdunstung einzudämmen.

Landwirte beklagen Dürre: "Uns geht das Wasser aus"

Waren die Bauern Anfang März noch zuversichtlich, hat sich die Stimmung bereits ins Negative gedreht. "Überall fehlt das Wasser. Jetzt ist die Gefahr groß, dass die Pflanzen vertrocknen", sagt Dietmar Hipp, Obmann der Bezirksbauernkammer Zwettl.

Ertragsausfälle

Aufgrund des Regendefizits von 60 bis 70 Prozent und des starken Temperaturanstiegs rechnen die Fachleute der Landwirtschaftskammer Niederösterreich heuer mit einer schlechten Getreideernte. "Wir befürchten Schlimmes. Das betrifft alle Regionen des Landes. Beim Mais oder Soja können wir noch nichts sagen", erklärt Pflanzenbaudirektor Manfred Weinhappel. Nur wenn es bald regnet, könne sich die Lage entspannen.

Derzeit verschärft die Dürre aber auch die Waldbrandgefahr. Daher haben alleine in Niederösterreich neun Bezirkshauptmannschaften – darunter Baden, Wiener Neustadt und Krems – eine Verordnung erlassen: Feuer entzünden und rauchen ist im Wald verboten.

Bauern fahren die letzten heimischen Erdäpfel auf den Heldenplatz

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