Kurzfristiger Durchhänger an Europas Börsen
Um knapp 40 Prozent hat der Shanghai Composite Index seit seinem Höchststand Ende Juni nachgegeben. In Folge gaben auch die Kurse in Europa deutlich nach. "Kaum hatte sich die Situation rund um den griechischen Schuldenberg etwas gelegt, schockten Meldungen aus dem fernen Osten die Investoren", sagt Harald Schoder, Aktienexperte der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. "Die Konjunkturlokomotive Asiens ist ins Stocken geraten, was bei den exportorientierten Industrienationen rund um den Globus zu einer Art Schockstarre führte."
China selbst hat es (zumindest vorläufig) geschafft, den Kursverfall zu stoppen. Gelungen ist dies mit dem Aussetzen des Handels von Hunderten Aktien auf unbestimmte Zeit, zudem wurde der Handel mit bestimmten Wertpapier-Konstruktionen verboten. Dies hat allerdings seinen Preis. Der tägliche Aktienumsatz an Chinas Börsen ist um die Hälfte eingebrochen. Diejenigen, die noch kaufen, dürften zum Großteil staatsnahe Investoren sein, die von der Regierung zum Kauf "animiert" werden.
Einschüchterung
Eine schnelle Wiederbelebung des chinesischen Aktienhandels ist laut Experten nicht in Sicht. Ein Hedgefonds-Manager sagt, er halte sich wegen des steigenden behördlichen Drucks von Aktien fern. Seit Wochen werden Profi-Anleger zur Börsenaufsicht zitiert und über ihr Anlageverhalten befragt. Betroffene beschreiben die Zusammenkünfte als einschüchternd.
Für die nächsten Monate sehen Experten, was europäische Aktien betrifft, geringere Ansteckungsgefahren aus China als bisher. Der französische Vermögensverwalter Edmond de Rothschild etwa hat Europa "bis zum Maximum übergewichtet". Für AXA Investments war es eine "überfällige Korrektur", Aktien seien jetzt günstiger zu haben.
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