Kurzarbeit langfristig wenig effizient
Wie lange darf die Kurzarbeit dauern? Diese Frage beschäftigt derzeit die Regierungen in fast allen OECD-Ländern. Bei einem Webinar der OECD in Berlin waren sich Arbeitsmarktexperten einig: Zur Abfederung eines kurzfristigen Konjunkturschocks („V-Kurve“) ist es die richtige Maßnahme, um die Wirtschaft danach wieder rasch hochfahren zu können.
Als dauerhafte Maßnahme bei längerer Krise („U- oder L-Kurve“) eignet sich die Kurzarbeit jedoch nicht, weil sie nötigen Strukturwandel verhindert und mitunter auch nicht-überlebensfähige Jobs erhält. „Die Kurzarbeit ist kurzfristig effektiv, aber langfristig nicht effizient“, so das Fazit von OECD-Experten Cyrille Schwellnus. Es bestehe die Gefahr, dass die Kurzarbeit nach der Corona-Krise zum „Bremsprogramm“ für längst fällige Strukturveränderungen etwa in der Automobilbranche werde, meint auch Lutz Bellmann vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Er verweist dabei auf die nach der deutschen Wende eingeführte Kurzarbeit, die einen Jobabbau nur hinausgezögert habe. Um nach Auslaufen der Kurzarbeit Arbeitslosigkeit zu verhindern, empfehlen die Experten ein Bündel aus Wiedereingliederungshilfen bzw. Lohnsubventionen, geförderte Aus- und Weiterbildung sowie öffentliche Beschäftigungsprogramme.
Österreich zählt zu jenen fünf OECD-Ländern, die derzeit am meisten arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen ergriffen haben. Noch mehr haben Neuseeland, Frankreich, die Schweiz und Italien in den Arbeitsmarkt eingegriffen. Im Vergleich mit der Schweiz und Deutschland (siehe rechts) zeigt sich, dass die Nachbarländer etwas strengere Regeln für Betriebe haben und offenbar rascher die Beihilfen auszahlen. ast
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