Kurz in China: Alibabas Weltverbesserungsmission

Jack Ma führt Kanzler Sebastian Kurz und NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner durch die Alibaba-Zentrale
Auch österreichische Waren sollen gelistet werden. Kanzler-Treffen mit Handelsplattform-Gründer

Martina Salomon aus China

Geschäfte auf Augenhöhe: Diese Redewendung hört man oft dieser Tage in China. Vor der zweiten Seidenstraßen-Konferenz in Peking beschworen China wie Europa die guten Absichten. Doch über die Jahre ist in der EU, vor allem in Deutschland, die Skepsis gegenüber dem Mammut-Infrastrukturprojekt gewachsen. Nur ein kleiner Kreis an Staatschefs nimmt teil, Bundeskanzler Sebastian Kurz ist einer davon. Am Donnerstag, einen Tag vor Beginn der Konferenz, traf er in China auf eine niederösterreichische Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Gemeinsam besuchte man Alibaba-Gründer Jack Ma in dessen Unternehmenszentrale in Hangzhou.

Handel mit Mission

Der Ton ist freundschaftlich, Jack Ma führt die Österreicher-Gruppe selbst durchs Unternehmen. Kurz hat ihn bereits zweimal getroffen.Warum? Weil er ein beeindruckender Unternehmer und Ideengeber sei, sagt der Kanzler. Der zierliche Selfmade-Milliardär wirkt von einer Mission erfüllt, dabei aber bescheiden. 108.000 Angestellte beschäftigt er derzeit. Alibaba ist viermal so groß wie Amazon, womit sich Ma nur ungern vergleichen lässt. Denn um simplen Handel allein geht es ihm nicht, er sieht sich als Weltverbesserer. Denn sein Unternehmen gebe gerade kleinen und mittleren Unternehmen die Chance, weltweit Geschäfte zu machen. Ein Teil seines Geldes fließt in ökologische und Bildungsprojekte – dieser philanthropischen Tätigkeit will er sich künftig widmen, die operativen Geschäfte gibt er weitgehend ab.

Alibaba ist weiterhin auf Wachstumskurs, nicht nur in China. Afrika steht stark im Fokus. In Europa ist ein großes Versandzentrum in Belgien geplant. Sein Geschäft erzeuge ein tägliches Steuervolumen von 18 Millionen Dollar, sagt Jack Ma stolz.

Auch Österreich könnte bald dabei sein: 30 kleinere und mittlere österreichische Firmen werden die Chance bekommen, bei Alibaba gelistet zu werden, erzählt Kurz. Sie sollen dafür von Alibaba in China geschult werden.

Der Weltkonzern will außerdem stärker ins Bankgeschäft einsteigen, auch da mit einem Fokus auf kleinere Unternehmen. (Angesichts seines Datenbesitzes und der im Gegensatz zu Europa kaum vorhandenen Bankenregulierung scheint das allerdings eine nicht so schwierige Übung zu sein.)

Mehr Optimismus

Europa mache sich um alles zu viele Sorgen, findet Gründer Ma. Ein Punkt, an den der Kanzler später im Gespräch mit Journalisten anknüpft. Europa müsse optimistischer und noch innovativer werden. Und es müsse aufpassen, nicht wirtschaftlich abgehängt zu werden. Hierzulande führe man zu oft Diskussionen, wie man einen Wohlstand verteile, den man noch gar nicht verdient habe.

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