"Kunden nützen Kurs zum Einstieg"

Der goldene Wiener Philharmoniker ist die mit Abstand wichtigste Münze im Angebot der Münze Österreich. Neben Europa wird er vor allem nach Nordamerika und Japan verkauft.
Münze Österreich-Chef Gerhard Starsich erwartet mittelfristig wieder steigenden Preis.

KURIER: Der Goldkurs ist im laufenden Jahr stark gefallen. Wie hat sich das auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Gerhard Starsich: In den ersten dreieinhalb Monaten war es mit täglich rund 2000 bis 2500 verkauften Unzen (je 31,1 Gramm, Anm.) Gold relativ ruhig. Dann ist im April der Goldkurs gefallen und der Umsatz hat sich von einem auf den anderen Tag verzehnfacht. Jetzt hat er sich auf hohem Niveau von 7000 bis 14.000 Unzen eingependelt. Die Kunden nützen den tiefen Preis zum Einstieg.

Wie tief wird es noch gehen?

"Kunden nützen Kurs zum Einstieg"

Ich rechne nicht mehr mit einem großen Rückgang. Denn laut Experten liegen die durchschnittlichen Schürfkosten bei 1150 US-Dollar je Unze. Hedgefonds sind ausgestiegen, aber die physische Nachfrage ist nach wie vor gut. Daher wird der Kurs mittelfristig wieder steigen.

Aber viele Anleger haben teuer gekauft. Ist es überhaupt sinnvoll, Gold ins Depot zu legen? Es wirft ja keine Zinsen ab.

Wir empfehlen auf keinen Fall, alles in Gold zu investieren, aber fünf bis zehn Prozent des Vermögens. Gold reduziert die Schwankung im Portfolio und ist zudem ein ausgezeichneter Inflationsschutz. Bei der Geburt Christi konnte man zum Beispiel mit einer Unze Gold ungefähr 300 Laib Brot kaufen, jetzt wären es 400. Also selbst über diese ganz lange Zeitdauer ist man gut vor Preissteigerungen geschützt.

Wie wichtig ist Gold bei Ihren Umsätzen?

Wir machen bei Gold bis Jahresende 1,3 Milliarden Euro Umsatz, mit Silber 250 Millionen und mit Kupfer vier Millionen. Die Österreicher kaufen am liebsten die eine Unze Philharmoniker und die Zehntelunze, der Nachfolger des Golddukaten.

"Kunden nützen Kurs zum Einstieg"

Deutschland hebt den Steuersatz für Silbermünzen mit Jahresbeginn von sieben auf 19 Prozent an. Trifft das die Münze Österreich?

Das trifft uns dramatisch. Wir setzen heuer Silber-Philharmoniker im Wert von 13 Millionen ab, das ist der zweitbeste Wert in der Geschichte. Davon gehen 70 Prozent nach Deutschland. Wir rechnen für 2014 mit einem Rückgang auf sechs Millionen.

Können Sie das kompensieren?

Wir bemühen uns, in Amerika den Vertrieb zu verstärken und wir sind dauernd dran, unsere Märkte auszuweiten. So haben wir im Herbst Südkorea als neuen Markt gewonnen, zudem sind wir an Sondierungsgesprächen mit anderen fernöstlichen Ländern. Der Vertrieb vor Ort soll über Partner erfolgen. Aber der Ausfall Deutschlands ist nur zum Teil zu kompensieren.

Wie wird sich das auf den Umsatz auswirken? Er ist schon 2012 stark zurückgegangen ...

Weil 2011 mit 2,6 Milliarden ein Rekordjahr war. Da haben wir wegen der Krise Gold verkauft ohne Ende, gleichzeitig ist der Goldpreis stark gestiegen. Trotzdem werden wir heuer den Vorjahresumsatz von 1,7 Milliarden ein bissl übertreffen. Dank Marketing, Effizienzverbesserungen und Steigerung der Stückzahlen bei den Sammlermünzen. Dort mussten wir allerdings beim Preis wegen der niedrigeren Edelmetallpreise zurückgehen, was den Umsatz drückt.

Und wie sieht es mit dem Gewinn heuer aus?

Ich rechne mit 55 bis 60 Millionen (nach 83,3 Mio. Euro, Anm.). Gründe sind ein niedrigeres Finanzergebnis (von 32,3 auf rund 20 Mio.) aufgrund der ungünstigeren Entwicklung der Rentenpapiere und der um ein Prozent oder 10 Euro niedrigere Verkaufspreis bei den Philharmoniker-Münzen aufgrund der Konkurrenzsituation. Das kostet uns ungefähr zehn Millionen Gewinn. Der Münzhandel ist ein sehr niedermargiges Geschäft. Von 30 Euro, die uns je Philharmoniker bleiben, müssen wir die Produktion, das Vertriebsnetz und den Händler zahlen.

Wer sind die Konkurrenten?

Angefangen mit der Preisreduktion hat Südafrika mit den Krugerrands, weil die dramatisch Marktanteile verloren haben und sich den Markt zurückgekauft haben. Australien und Kanada haben nachgezogen. Wir haben so lange wie möglich Zurückhaltung geübt. Wir haben es dann in den Umsatzzahlen gespürt und sind im letzten Quartal 2012 auch nachgezogen.

Die Münze Österreich hält 29 Prozent an der Schweizer Goldraffinerie und Lieferanten Argos, die mit Blutgold in Zusammenhang gebracht wird. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?

Die Geschichte ist relativ unspektakulär. In den Jahren 2004/’05 hat Argos Gold im Wert von 37.000 Dollar aus Uganda geliefert bekommen, das aber nur für den Lieferanten verarbeitet wurde. Damals wurde sowohl der direkte als auch der Vor-Lieferant überprüft. Dabei gab es keine Verdachtsmomente. Als in der Presse Berichte über Blutgold des Lieferanten auftauchten, wurde sofort kein Material mehr entgegengenommen. Ob die Argos wissen konnte, dass es sich um Blutgold handelt, wurde von der UNO und anderen Behörden untersucht. Alle Institutionen haben dies verneint. Nun behauptet eine Nichtregierungs-Organisation, dass Argos es doch gewusst hat und es wurde Anzeige erstattet. Die Ermittlungen laufen.

Wie kann generell sichergestellt werden, dass Blutgold nicht verarbeitet wird?

Wir tun wirklich alles, um das zu vermeiden. Wir versuchen, Zertifizierungen zu bekommen und verfolgen Gold bis zum Ursprung. Es gibt auch Fair-Trade-Gold, aber davon kann uns nur ein bis zwei Kilo im Jahr geliefert werden. Wir verarbeiten aber 60 bis 70 Tonnen im Jahr.

Unangenehmes Thema ist auch die Verwicklung der Münze in rechtswidrige Geschäfte mit Syrien und Aserbaidschan.

Ich darf zu laufenden Verfahren nichts sagen.

Aber selbst der Rechnungshof rügte kürzlich nicht nachvollziehbare Provisionen.

Der Rechnungshof hat sehr gute Arbeit geleistet, er hat aber nur die Jahre 2006 bis 2010 geprüft. Mittlerweile haben wir ganz andere Anforderungen an Dokumentation und Offenlegung. Von den Vorschlägen des Rechnungshofes sind nur noch 15 Prozent noch nicht umgesetzt.

Silber-Niob

Die Münze Österreich bringt nächstes Jahr eine weitere Sammlermünze aus Silber und Niob heraus. Der Ring ist aus Silber, die sogenannte Pille aus Niob. Erstmals weltweit wird das Innere aus zwei Farben bestehen. Denn bei der Herstellung wird die Oberfläche erhitzt, wobei sie oxidiert und je nach Hitzegrad und Druck unterschiedliche Farben entstehen. Von den bisher elf erschienen Silber-Niob- Münzen sind nur noch zwei erhältlich. www.muenzeoesterreich.at

Goldener Philharmoniker

Zum 25. Geburtstag 2014 kommt eine mit 5000 Stück limitierte Edition polierte Platte.

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