Kündigungswelle: Aufgebrachte Kunden klagen Arag

Der Österreich-Tochter des Düsseldorfer Versicherungskonzerns (im Bild: Arag-Chef Fassbender) steht eine Sammelklage ins Haus.
Versicherer Arag will Kunden eines oö. Maklers neue Verträge umhängen - sie gehen nun vor Gericht.

Ein verpatzter Traumurlaub, weil das Hotel mitten in einer Großbaustelle lag, eine ungerechtfertigte Entlassung durch den Arbeitgeber oder Schmerzensgeld-Forderungen nach einem Skiunfall – wer eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen hat, kann sich auf Klagen einlassen, ohne dafür das Kostenrisiko tragen zu müssen. So bewirbt auch die Rechtsschutzversicherung Arag ihre Leistungen in Österreich.

Jetzt steht der Österreich-Tochter des Düsseldorfer Versicherungskonzerns aber eine Sammelklage von 470 aufgebrachten Kunden ins Haus. Sie wird am Montag vom Rieder Anwalt Peter Vogl im Auftrag des Versicherungsmaklers Herbert Dax junior (Versicherungs- und Schadensbüro GmbH) bei Gericht eingebracht – mit Unterstützung der Arbeiterkammer Oberösterreich.

Denn: Die Arag hat am 31. Jänner 2014 mehr als tausend Kunden der Versicherungsagentur die Rechtsschutz-Polizzen gekündigt.

Brisanter Hintergrund

Sie beruft sich dabei auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofes, der mehrere Klauseln in den Versicherungsbedingungen als sittenwidrig aufgehoben hat. Durch das OGH-Urteil komme es zu einer "Erhöhung des versicherten Risikos". Und daher sei die Kündigung laut Arag berechtigt. Doch das ist anscheinend nur die halbe Wahrheit.

Das Geschäft der Arag ist durch Hunderte Anlegerprozesse (AWD, Immofinanz, Meinl), die bezahlt werden mussten, zum veritablen Verlustbringer geworden.

In der Folge strich die Arag die Deckung in Sachen Vermögensveranlagungen aus ihren neuen Versicherungsprodukten. Und die Kunden von Herbert Dax, deren Alt-Verträge noch diese kostenintensive Leistung beinhalten, sollten offenbar auf diese neuen Polizzen umsteigen. Doch der Rieder Versicherungsmakler spielt da nicht mit. "Wenn die Kunden neue Verträge erhalten, sind die Prämien höher und der Leistungsumfang ist schlechter. Das wollen wir nicht hinnehmen", sagt Dax zum KURIER. "Es kann doch nicht sein, dass meine Kunden, die jahrelang Prämien zahlen, unter fadenscheinigen Gründen gekündigt werden."

Mit der Sammelklage soll nun vor Gericht die Aufhebung der Kündigung durchgesetzt werden. Ansonsten müsste der Makler für seine Kunden einen neuen Rechtsschutzversicherer auftreiben. Und das würde für sie einen großen Nachteil haben: Bei Neuverträgen müssten die Kunden nämlich drei bis neun Monate "Wartezeit" in Kauf nehmen, bis die neue Versicherungsdeckung in Kraft tritt.

Arag sucht noch Lösung

Bei der Arag versteht man die Aufregung über die Kündigungswelle nicht. "Wir haben am Dienstag dazu mit der Wirtschaftskammer, den Maklern und dem Versicherungsverband einen runden Tisch geplant, um eine Lösung zu finden", sagt Birgit Eder von der Arag. "Wir haben seit Monaten versucht, mit Herrn Dax eine Einigung zu finden, aber er hat trotz Zusagen keinen einzigen Alt-Vertrag auf ein neues Produkt konvertiert." Nachsatz: "Wir wollen mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten." Den Dax-Kunden will die Arag nun ein Angebot zur Weiterführung der Verträge unterbreiten.

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