Italien schwächelt – was auch Österreich trifft

Der Konsum bricht ein, und es gibt viel zu wenig Jobs wegen zu strikter Schutzbestimmungen.

Europas drittgrößte Volkswirtschaft stockt weiterhin. Das von Premierminister Matteo Renzi noch im April angekündigte BIP-Wachstum von 0,8 Prozent ist praktisch außer Reichweite. Im ersten und zweiten Quartal war Italiens Wirtschaft überraschend geschrumpft – wenn auch nur geringfügig. Dies wirkt sich auch auf die österreichische Außenwirtschaft aus, zumal Italien nach Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner ist – 6,5 Prozent der Vorjahres-Exporte entfielen auf den südlichen Nachbarn. Das entspricht einem Wert von rund 8,2 Milliarden Euro.

Handelsbilanz

Die Rezessionsjahre haben tiefe Spuren hinterlassen. Der Überschuss in der Handelsbilanz mit Italien hat sich im Vergleich zu 2008 deutlich verkleinert. Das Exportvolumen ist um knapp 20 Prozent zurückgegangen. Im laufenden Jahr zeichnen sich weitere Verluste ab. In den ersten fünf Monaten wurde ein Minus von 0,5 Prozent registriert. Betroffen sind laut Wirtschaftskammer verstärkt die Holzwirtschaft und Zulieferer für die Automobilindustrie.

Michael Berger, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Mailand, erklärt den neuerlichen Abwärtstrend mit Reformen, die entweder noch nicht greifen oder erst durchgesetzt werden müssen. Hinzu kämen strukturelle Probleme wie der strikte Arbeitnehmerschutz. "Hier wird quasi ein unbefristeter Dienstvertrag am Standesamt unterschrieben. Das ist wie eine Hochzeit." Deshalb würden sich Arbeitgeber sehr genau überlegen, ob sie neue Mitarbeiter einstellen, so Berger. Die Arbeitslosenquote (12,3 Prozent) hat sich seit Ausbruch der Krise fast verdoppelt. In der Folge habe der Konsum spürbar nachgelassen. Reformbedarf sieht der Delegierte auch bei der ausgeuferten Bürokratie, die etwa wichtige Infrastrukturprojekte unnötig verzögere. Zugleich sieht er Einsparpotenzial durch die Beseitigung überflüssiger politischer Institutionen.

Die neuerlich einsetzende Rezession wirkt sich auch negativ auf die Stimmung in der Industrie aus – das Geschäftsklima ist so schlecht wie seit einem Jahr nicht. Ebenso wird die Lage im Einzelhandel, in der Bauwirtschaft und bei Dienstleistern eingeschätzt.

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