Eine der vielen Sorgen gilt unter anderem dem massiven Wohlstandsverlust beziehungsweise den nicht weniger gravierenden sozialen Problemen, die die Teuerung mit sich bringt.
Das wirft erneut ein Licht auf die Zwickmühle, in der die Notenbanken stecken. Sie haben sich – vehement in den USA, eher zögerlich in Europa – dem Kampf gegen die Inflation verschrieben und heben die Zinsen an.
Das bedeutet eine heikle Gratwanderung, denn unter steigenden Zinsen leidet die Konjunktur, weil Kredite teurer werden. Etwas weniger Wachstum als Preis für eine geringere Inflation mag angemessen ein. Einen Absturz in die Rezession gilt es aber ebenso mit aller Kraft zu verhindern. Wenig bis kein Wachstum bedeutet immer auch mehr Arbeitslose, Druck auf das Sozialsystem, weniger Steuereinnahmen und für Länder im Süden, speziell jene mit hohen Schulden im derzeit so teuren Dollar, die Gefahr einer neuen Schuldenkrise.
Insofern stehen jetzt die Tage der Entscheidung an. Zwischen Pest und Cholera könnte man meinen.
EZB-Sitzung am 21. Juli
Nächste Woche Donnerstag tagt das oberste Führungsgremium der Europäischen Zentralbank in Frankfurt unter Präsidentin Christine Lagarde. Erstmals seit vielen Jahren sollen die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte angehoben werden. Längst läuft freilich intern die Debatte darüber, ob nicht ein größerer Zinsschritt nötig wäre. Doch die Situation ist komplex.
Im Durchschnitt der Eurozone lag die Inflation im Juni auf dem Höchststand von 8,6 Prozent. Hat das nur etwas mit dem schwachen Euro zu tun? Wohl kaum, denn die Bandbreite ist enorm. Wir reden von 7,6 Prozent Inflation in Deutschland (ein erster leichter Rückgang), 8,7 Prozent in Österreich, einer zweistelligen Rate in Spanien (10%), aber beispielsweise „nur“ 6,5 Prozent in Frankreich.
Im EU-Land Tschechien, wo mit der Krone bezahlt wird, liegt die Inflation zur Zeit bei mehr als 17 Prozent.
Zur Inflationsproblematik kommt erschwerend hinzu, dass überall und laufend die Wachstumsprognosen gesenkt werden. Am morgigen Donnerstag will die EU-Kommission ihre neuen, pessimistischeren Analysen veröffentlichen.
Ende Juli ist die Fed dran
Auch die US-Notenbank Fed entscheidet schon demnächst über ihre nächste Zinsanhebung, konkret am 26./27. Juli. Fed-Chef Jerome Powell war bisher in der glücklicheren Lage, dass Vollbeschäftigung herrscht in den USA, der Wirtschaftsmotor runder läuft als in Europa und das Land eben nicht von Russland abhängt wie Westeuropa mit seiner Energieversorgung.
Doch auch Powell spürt den Gegenwind. Die USA werden nach Einschätzung des Währungsfonds womöglich nicht um eine Rezession herumkommen. Dies noch zu verhindern, sei zunehmend eine Herausforderung. Die Wachstumsprognosen für 2022 wurden erneut gesenkt - von 2,9 auf 2,3 Prozent. Die jüngsten Konjunkturdaten deuteten auf einen schwächeren Konsum in den USA hin.
Da kommen einem die Worte des Chefs der deutschen Bankenaufsicht, Mark Branson, in den Sinn: "Es gibt dunkle Wolken am Horizont. Alle sehen sie. Wir wissen aber nicht, wie schwer das Gewitter wird und wo der Blitz einschlägt", sagte er der Süddeutschen Zeitung.
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