YLine: Einsprüche gegen Anklage
Der Strafprozess um den Bankrott der New Economy-Firma YLine im Jahr 2001 wird sich weiter verzögern. Ein Teil der zwölf Verdächtigen bekämpft die Anklage. „Es sind einige Einsprüche gegen die Anklage erhoben worden“, bestätigt Alexandra Maruna von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft dem KURIER. Damit ist nun das Oberlandesgericht Wien mit der Prüfung am Zug, und das dürfte mehrere Monate dauern – aber nach elf Ermittlungsjahren fällt das auch nicht mehr ins Gewicht. Zur Erinnerung: Im Herbst 2001 ist die YLine AG um Mastermind Werner Böhm mit rund 27 Millionen Euro Schulden in die Pleite geschlittert, nachdem ein Mega-Deal über 30.000 Computer mit IBM finanziell nicht mehr bedient werden konnte. Die PCs waren über eine Kooperation mit einem Wochenmagazin zur Gewinnung von Internet-Kunden vertrieben worden.
Staatsanwalt Alexander Marchart wirft Böhm & Co Untreue, schweren Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubiger-Interessen, Bilanzfälschung und Insiderhandel vor. Die Vorwürfe werden bestritten. Der Computer-Deal mit IBM ist einer der Hauptvorwürfe der Anklage. „Das von Böhm abgeschlossene PC-Geschäft mit IBM ist als außerordentlich gewagt im Sinne kridaträchtigen Handelns nach dem Strafgesetzbuch zu werten“, heißt es in der Anklage. Demnach soll Böhm das „enorme wirtschaftliche Risiko“ dieses 30-Millionen-Euro-Geschäfts gekannt haben. So soll er den PC-Deal „im Alleingang“ abgeschlossen haben. Auch soll der YLine-Aufsichtsrat erst eine Woche nach Abschluss des Kaufvertrags informiert worden sein.
„Böhm konnte bis dato nicht offenlegen, wie sich aus seiner Sicht das PC-Geschäft mit IBM für die YLine hätte rechnen können“, heißt es in der Anklage. Denn es sei „von vornherein mit enormen Verlusten verbunden“ gewesen.
Böhm kontert
YLine-Gründer Böhm, der die Vorwürfe bestreitet, hat keinen Einspruch gegen die Anklage erhoben. Er will sich dem Verfahren stellen. Der IBM-Deal sei der der interessanteste Teil der Anklage, meint er. „Ohne diesen Deal hätte es die YLine nicht gegeben, das war der Nukleus“, sagt der Ex-Firmenchef zum KURIER. „Es ist richtig, dass wir den Deal nicht mehr bedienen konnten.“ YLine und IBM hätten laut Böhm damals zu streiten begonnen, das habe dann zum Untergang von YLine geführt.
„Es gab Manager-Fehler, die ich zu verantworten habe, aber wir haben strafrechtlich nichts falsch gemacht“, sagt Böhm dem KURIER. „In der Anklage finden sie keine Leiche.“ Nachsatz: „Ich würde den Deal nochmals machen, aber die Verträge anders gestalten.“ Böhm geht davon aus, „dass er die wirtschaftliche und strategische Grundlage für den IBM-Deal belegen kann“.
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