Krimi um die Fernwärme Wien

Krimi um die Fernwärme Wien
Neuer Verdacht: Ein Ex-Techniker hat ausgesagt, dass Anbotsergebnisse weitergegeben wurden.

Das Ermittlungsverfahren um illegale Preisabsprachen bei der Auftragsvergabe der Fernwärme Wien, heute Wien Energie, sollte längst abgeschlossen sein. Doch die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat neue Einvernahmen angeordnet. Ein Grund dafür dürfte die brisante Aussage eines verdächtigen Ex-Technikers der Fernwärme sein. "Es war übliche Praxis, vertrauliche Informationen, Bieterlisten oder Angebotsergebnisse an bestimmte Bieter rauszugeben", packte der Beschuldigte aus. "Ich habe diese Praxis im Jahr 2002 von meinem Vorgänger übernommen."

Vertrauliche Daten

Er will aber nur drei Firmen, die Rohrleitungs- und Hausanlagen-Projekte übernahmen, mit vertraulichen Daten versorgt haben. Dass die übrigen Mitbieter diese Daten auch hatten, bestätigte er: "Allerdings nicht von mir." Auch sei in der Fernwärme "allgemein bekannt gewesen, dass sich die Firmen untereinander absprechen". Und er zählte namentlich jene Firmen-Mitarbeiter auf, die dabei federführend waren.

Was war die Gegenleistung? "Ich habe von den Firmen zu Weihnachten Gutscheine zwischen 50 und 100 Euro von Billa, Sodexo und zum Tanken bekommen", behauptet der Techniker. "Wir wussten aber im Haus, dass die Abteilungsleiter und die Geschäftsführung viel mehr erhalten." Über zwei Ex-Kollegen, sagte er, dass sie "die Leistungsverzeichnisse so zugeschnitten haben, dass einzelne Firmen bei der Ausschreibung einen Vorteil hatten". Er nimmt an, dass die zwei dafür Geld genommen haben. Einer wurde intern "Mister 10 Prozent" genannt.

Überall Korruption?

"Man kann sagen, dass alle Bauabteilungen bei der Fernwärme Wien von Korruptionsfällen betroffen waren", behauptet der Ex-Techniker. So soll es einen "20-Prozent-Schlüssel" für abgerechnete, aber nicht erbrachte Leistungen gegeben haben.

Diese Überzahlung sollen sich Auftragnehmer und Fernwärme-Mitarbeiter dann geteilt haben. Selbst im Servicebereich soll über zu viel verrechnete Stunden kräftig mitgeschnitten worden sein.

Der Beschuldigte bestätigte auch, dass der Rohrleitungsbauer Peter Peninger nicht mit Daten versorgt wurde, weil man Angst hatte, dass er "die Unkorrektheiten publik macht". Tatsächlich brachten die Aussagen Peningers vor drei Jahren das Strafverfahren ins Rollen. Indes legt die Wien Energie Wert auf die Feststellung, dass sie die Ermittlungen maßgeblich unterstützt.

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