Kreditkarten: Kampf gegen die Münzflut

Kontaktloses Zahlen mit Visa-Karte
Kontaktloses Zahlen mittels Kreditkarte soll in Österreich noch heuer auf breiter Front eingeführt werden.

Die Kreditkarte einfach an das Zahlungsgerät halten und schon wird an der Kasse ohne Code-Eingabe oder Unterschrift gezahlt. Im KURIER-Interview spricht Heimo Hackel, Chef des größten Kreditkartenanbieters card complete (Visa, Mastercard) auch über neue Bezahlformen wie Prepaid-Karten.

KURIER: Fast jeder Österreicher hat mindestens eine Plastikkarte zum Bezahlen. Gibt es in diesem Markt überhaupt noch Wachstumspotenzial?

Heimo Hackel: Wir haben 1,2 Millionen Karten im Bestand. Ich bin mir sicher, dass das Potenzial in absehbarer Zeit nicht ausgeschöpft ist. Denn es wächst eine Generation heran, die mit dem bargeldlosen Zahlen sehr stark vertraut ist. Und auch die Senioren greifen immer öfter zu Kartenprodukten. Das hängt mit ihrer stärkeren Reisetätigkeit zusammen. Und ein weiterer wesentlicher Faktor ist der hohe Bargeldanteil in Österreich von 85 Prozent. Es noch viele Bereiche, wo Karten kaum zum Zahlen genutzt werden.

Wie haben sich die Geschäfte im ersten Halbjahr entwickelt?

Sehr gut, es läuft alles hochprofitabel. Die Zahl der Karten stieg um drei Prozent, die Umsätze im zweistelligen Prozentbereich. Wir wollen nicht auf Teufel komm raus Karten verkaufen oder verschenken, sondern dass die Karten von jenen Menschen genutzt werden, die das können, ohne in finanzielle Probleme zu geraten.

Sie spüren also bei Ihren Umsätzen nichts von einer Wirtschaftskrise?

Nein, bisher nicht wirklich. Unsere Kunden verfügen über die Mittel oder sind bereit, Investitionen zu tätigen. Mahnungen und Ausfälle sind im langjährigen Schnitt. Zudem sind wir breit aufgestellt und können so Rückgänge in einzelnen Branchen kompensieren.

Kreditkarten: Kampf gegen die Münzflut

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Sind die oft beworbenen Prepaid-Karten ein Renner?

Prepaid ist an und für sich ein sehr sinnvolles Produkt, weil es weltweit einsetzbar ist. Das Risiko ist begrenzt, weil sie nur über den Betrag verfügen, der daraufgeladen wurde. Sie ist also ideal für junge Menschen. Wir bemerken aber seit einigen Jahren, dass Österreich ähnlich wie Deutschland nicht so wirklich Prepaidmärkte sind.

Woran liegt das?

Ich glaube, die Konsumenten wollen lieber eine richtige Karte mit inkludiertem Versicherungspaket. Etlichen ist es vielleicht auch zu mühsam, immer neu Geld daraufzuladen und dann zu schauen, wie viel sich noch auf der Karte befindet. Ähnlich wenig attraktiv sind auch elektronische Geldbörsen (wie Quick, Anm.) . Wir haben insgesamt bis jetzt 44.000 Prepaid-Karten ausgegeben.

Kontaktloses Zahlen ist in aller Munde. Funktioniert das bald auch im Geschäft ums Eck?

Damit schaut es sehr gut aus. Das ist eine Innovation, die für Konsumenten und Unternehmen sehr viel Sinn macht. Das hilft, den Bargeldanteil zu reduzieren und die Münzflut vor allem bei Kleinbeträgen einzudämmen. Bis letztes Jahr hatten wir das Henne-Ei-Problem. Es hat keine Karten gegeben, damit haben die Unternehmer keinen Bedarf an Terminals gehabt und umgekehrt. Im Herbst haben wir uns entschieden, den gordischen Knoten zu durchschlagen und haben bis heute mehr als 20.000 Visa-Gold-Karten mit dem nötigen Chip ausgestattet. Mit dieser Karte kann weltweit gezahlt werden. Zudem wird voraussichtlich noch heuer die Miles&More-Mastercard mit dem Chip ausgestattet.

In Österreich sind aber die nötigen Terminals noch Mangelware ...

Wir sind gerade dabei, einen massiven Roll-out auf Händlerseite vorzubereiten. So statten wir im zweiten Halbjahr einen großen Kunden aus dem Handel mit Terminals aus.

Wie kommen Interessierte zu der neuen Karte?

Wer bereits eine Visa-Karte von card complete hat, kann gegen einen geringen Betrag seine bestehende Karte gegen eine neue tauschen. Auch Neukunden können eine erwerben.

Ab wann wird der Bezahl-Chip schließlich im Handy eingebaut sein?

Das wäre eine sehr sinnvolle Erweiterung. Unser Hauptgeschäftsfeld ist nicht das Vertreiben von Plastik, sondern die Transaktion, egal, auf welchem Weg. Bedenken habe ich noch wegen der Akkus. Wenn der Akku leer ist, kann man nicht mehr zahlen. Und natürlich werden Smartphones künftig stärkeren Hackerattacken ausgesetzt sein. Das erfordert auch Vorsorge seitens der Kunden.

Mit V-Pay gibt es seit einiger Zeit Konkurrenz zur Bankomatkarte Maestro. Hat V-Pay Chancen?

Es ist ein tolles Produkt, hat aber die Schwierigkeit nicht als Erster am Markt zu sein und gegen ein sehr gutes Produkt antritt. An die neue Karte wird der Anspruch gestellt, billiger zu sein und mehr zu können, das ist kaum zu schaffen.

Ihr Mitbewerber Paylife soll neue Eigentümer erhalten. Könnte das den Markt beeinflussen?

Der Markt ist aktuell durch ein hohes Maß an Wettbewerb und Konkurrenz geprägt. Was sich immer bei Strukturen bei anderen Unternehmen verändert, wird keine Auswirkungen auf den Markt haben.

Einfach im Vorbeigehen zahlen – ähnlich dem Skilift

Kreditkarten: Kampf gegen die Münzflut

Mehrere Systeme zum sogenannten kontaktlosen Zahlen befinden sich derzeit im Pilotstadium beziehungsweise sind punktuell schon in Verwendung. So hat Schlecker im Vorjahr als erste Handelskette das System PayPass von MasterCard eingeführt, Zielpunkt hat heuer in allen Filialen nachgezogen. Weitere Handelsketten ( siehe Interview oben ) sollen folgen.

Das System funktioniert im Prinzip wie bei der Zugangskontrolle am Skilift. Man hält die Karte mit einem speziellen Chip an ein dafür vorgesehenes Lesegerät. Die Abwicklung der Zahlung erfolgt über das Kreditkartenkonto. Bis 25 Euro braucht man weder PIN-Code noch Unterschrift, darüber – aus Sicherheitsgründen – schon.

Bei einer anderen Methode sitzt der Chip direkt auf der Kreditkarte und die Abbuchung erfolgt ebenso direkt über das Kreditkartenkonto. Gemeinsam ist allen Methoden die dahinter liegende NFC-Technologie ("Near Field Communication"), also ein Übertragungsstandard zum kontaktlosen Datenaustausch über kurze Entfernungen von wenigen Zentimetern. Der Hauptvorteil des Systems ist die Schnelligkeit und Bequemlichkeit an der Kassa. Die Karten auf dem heimischen Markt stammen von der Raiffeisen Banken-Gruppe, die Terminals vom Salzburger Spezialisten hobex. Die Zahlungen würden um 40 Prozent schneller erfolgen, als das herkömmliche Bezahlen mit Kreditkarte, sagen die Anbieter. Die Technik beschleunigt auch die Abrechnungen für die Handelsbetriebe.

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