Kraftwerk Greifenstein: 30 Meter unter dem Strom

Raum, in dem eine große Maschine steht
Beim Lokalaugenschein im Donaukraftwerk muss man tief unter Wasser.

Acht zig-Tonnen schwere Dammbalken schützen uns vor den Wassermassen der Donau, die normalerweise hier durchrauschen. Wir befinden uns 30 Meter unter dem Wasserspiegel der Donau, herabgelassen in einer Art menschengroßem Vogelkäfig, im Herzstück des Donaukraftwerks Greifenstein, dem Maschinenraum. Hier donnern im Vollbetrieb Hunderte Kubikmeter Wasser pro Sekunde auf die Kaplan-Turbine, die den Generator antreibt, der Strom erzeugt.

Es ist einer der seltenen Momente seit Inbetriebnahme des Kraftwerks 1985, in dem das Betreten des Maschinenraums, der von Betonwänden so hoch wie ein zehnstöckiges Gebäude umgeben ist, überhaupt möglich ist. Nur alle zehn Jahre überprüft der Verbund die Maschinen so wie derzeit. Dann müssen Techniker penibel alle Verschleißteile testen und wenn nötig erneuern. Fehler sind nicht erlaubt, zu teuer wäre eine Abschaltung. "Bis zu 900.000 Euro kann so eine Revision kosten", sagt Heinz Allmer, Leiter der niederösterreichischen Donaukraftwerke.

Fische nehmen Schleuse

Doch das, was die Ingenieure am Kraftwerk so fasziniert, kommt Stromverbrauchern beim Gedanken an Wasserkraft selten in den Sinn. Sie fragen sich eher, ob sich in den riesigen Rechen, die das Treibgut am Kraftwerkseingang abhalten, Fische verfangen. Oder ob die Fische gar in die Turbinen kommen und dort zerfetzt werden. Oder, ob die Wasserkraft die Aulandschaft zerstört.

"Fische kommen fast nie in den Rechen und gar nie in die Turbinen", sagt Allmer. Denn sie meiden die starke Strömung, sie schwimmen meist mit den Schiffen durch die Schleusen. "Manch ein Fisch schwimmt sogar zurück und nochmals durch die Schleuse", erklärt Allmer.

Gießgang schützt Au

Er kennt sich mit Fischen inzwischen fast genauso gut aus wie mit der Wasserkraft. Denn der Verbund hat sogar mehrere Biologen angestellt und arbeitet mit der Universität für Bodenkultur zusammen, um die Fischwanderungen im Detail zu studieren. Und er baut eine neue Fischaufstiegshilfe, die den Fischen das Durchqueren des Kraftwerks erleichtert.

Die Au in Greifenstein sei durch das Kraftwerk überhaupt erst vor der Autrocknung geschützt worden, meint Allmer. Der Verbund habe nämlich einen so genannten Gießgang errichtet, einen künstlichen Donauarm, der die Au seit der Errichtung des Kraftwerks bewässert.

25.000 Tonnen Müll

Aus der Donau fischt der Verbund dennoch einiges: Keine Fische, sondern Müll und den tonnenweise. 25.000 Tonnen im Jahr war der bisherige Rekord. "Viel Plastik, aber auch biogener Müll", sagt Allmer. Abtransportiert wird der Müll mit schwimmenden Kränen – nicht die einzigen Schiffe, die der Stromkonzern besitzt. "Wir haben die größte Flotte Österreichs", nennt Michael Ammerer, Leiter der Verbund Hydro Power, eine überraschende Zahl: 43 schwimmende Geräte, vom Baggerschiff bis zum Eisbrecher, sind beim Verbund im Einsatz. Für die schwimmenden Geräte beschäftigt er sogar 18 Matrosen.

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