Alleine in Österreich gab es im Vergleich zum letzten ACEA-Bericht aus 2018 einen Anstieg um 200 Millionen Euro. Die guten Nachrichten vorweg: Die Mehrwertsteuer liegt beim Kauf mit 20 Prozent im europäischen Durchschnitt, die Mineralölsteuer (MöSt) ist sogar deutlich niedriger. Lediglich in Luxemburg und Ungarn (nur Benzin) sind Treibstoffe geringfügig günstiger.
Für den Liter Diesel beträgt die MöSt in Österreich 39,7 Cent und für Benzin 48,2 Cent. In Italien sind es hingegen 72,8 bzw. 61,7 Cent. Dass der Fiskus dennoch deutlich mehr einnimmt als in anderen Ländern, ist mit dem Tanktourismus zu erklären.
Rein aus heimischen Brieftaschen stammen hingegen die Mittel aus Anmeldesteuern und jährlichen Belastungen. Bei jeder Neuzulassung eines Fahrzeugs kommt die in ihrer Komplexität und Höhe europaweit einzigartige Zulassungssteuer, genannt Normverbrauchsabgabe (NoVA), zum Tragen. Sie ist stark vereinfacht beschrieben vom -Ausstoß je Kilometer abhängig und wird als Prozentsatz vom Kaufpreis berechnet. Dabei gibt es einen Deckel von maximal 32 Prozent des Fahrzeugwerts.
Bereits in neun weiteren Ländern der EU-15 gibt es eine -basierte Abgabe. Auffällig: Ausgerechnet im EU-Umweltmusterland Schweden fällt gar keine Registrierungssteuer an, ebenso wie in Deutschland, Großbritannien und Luxemburg. „Steuermaßnahmen sind ein entscheidendes Kriterium, um die Nachfrage Richtung emissionsarmer Fahrzeuge zu lenken“, sagt ACEA-Generalsekretär Erik Jonnaert.
Bei den jährlichen Abgaben ist Österreich mit der motorbezogenen Versicherungssteuer ebenfalls weit voran. Sie wird gemeinsam mit der Haftpflichtprämie eingehoben und muss zusätzlich zur Versicherungssteuer entrichtet werden. Die Höhe richtet sich bei Pkw nach der Leistung (kW) des Verbrennungsmotors. Reine Elektroautos sind von der Steuer befreit.
Nur die Niederlande liegen bei den jährlichen durchschnittlichen Versicherungsabgaben über jenen Österreichs (424 Euro für Diesel bzw. 454 Euro für Benziner). „Es gibt auch Länder, in denen gar keine Besitzsteuer für ein neues, effizientes Fahrzeug anfällt“, sagt ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober zum KURIER.
"Zwar ist die Mineralölsteuer in Österreich für den Liter Benzin um 17,2 Cent, für Diesel um 7,3 Cent niedriger als in Deutschland", sagt Grasslober. "Dennoch ist aufgrund der Versicherungssteuer die jährliche Belastung für den Autofahrer hierzulande bei durchschnittlicher Nutzung deutlich höher."
Beispielsweise um rund 260 Euro bei einem VW Golf (Benzin) und um 180 Euro bei einem Skoda Octavia (Diesel). Das bedeutet: Damit man in Österreich trotz niedrigerer Spritpreise günstiger unterwegs ist als in Deutschland, müsste man mit dem Golf rund 37.000 Kilometer, mit dem Octavia sogar 65.000 Kilometer pro Jahr fahren. Das wird selten erreicht, beträgt doch die durchschnittliche Fahrleistung 9.000 Kilometer (privat genutzter Benziner) bzw. 13.000 (Diesel).
All dem nicht genug. Weitere Belastungen stehen bevor. Grund ist die von der früheren türkis-blauen Bundesregierung ausgearbeitete Steuerreform. Diese kommt wegen der Neuwahlen nur in Teilbereichen. Bei Pkw soll sie mit Oktober 2020 in Kraft treten. Prinzipiell begrüßen zwar Handel und Autoklubs die Änderungen. Doch entgegen der ursprünglichen Ankündigung wird das Gesetz nicht aufkommensneutral wirken.
Zwar ist bei der NoVA künftig die steuerliche Begünstigung von Fahrzeugen mit geringem Schadstoffausstoß und Belastungen von Autos mit hohem Ausstoß geplant. Laut einer Übersicht des Finanzministeriums mit zehn ausgewählten Modellen bringt dies eine Ersparnis von bis zu 233 Euro . Die Erhöhungen fallen jedoch mit bis zu 2.670 Euro deutlich kräftiger aus.
Bei der Versicherungssteuer wird es künftig neben der Motorleistung ebenfalls eine -Komponente geben. Pro Jahr soll die Ersparnis bis zu rund 250 Euro ausmachen. Umgekehrt werden stärkere Modelle deutlich teurer. Und die Zuschläge, die berechnet werden, wenn die Steuer nicht jährlich gezahlt wird, fallen für neu gekaufte Autos künftig weg.
Allerdings, rechnet Grasslober vor, bleiben unterm Strich Mehreinnahmen von jährlich 180 Millionen Euro. Grund ist eine Erhöhungsautomatik bei beiden Steuern. Das heißt konkret: Die - und KW-Grenzwerte werden ab Jänner 2021 jährlich um drei Gramm bzw. 1 kW (1,4 PS) für Neuwagen reduziert. Damit fallen immer mehr Autos in eine höhere Bemessungsgrundlage bei NoVA und Versicherungssteuer.
Kommentare