Was Konsumenten ärgert

Jede zehnte Beschwerde von Verbrauchern betrifft die Telekommunikationsbranche.
Hohe Mieten und satte Handy-Tarife sind die großen Aufreger.

Falsche Betriebskosten-Abrechnungen bei Wohnungen, fiese Klauseln in Verträgen, die Verweigerung der Gewährleistung bei defekten Geräten oder Kostenfallen bei Handy-Tarifen – das sind die häufigsten Beschwerden heimischer Konsumenten. In den vergangenen zwei Jahren haben rund 865.000 Österreicher rechtlichen Rat bei den Konsumentenschützern der Arbeiterkammer und beim Verein für Konsumentenschutz (VKI) eingeholt.

„Vor allem zu hohe Mieten sind ein großes Problem, aber auch die Betriebskostenabrechnungen“, sagt Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik in der Arbeiterkammer Wien. „Mieter werden über Gebühr zur Kasse gebeten.“ Kein Wunder also, dass allein 190.000 Beratungen das Thema „Wohnrecht“ betrafen. So seien Betriebskostenrechnungen oft nicht nachvollziehbar, falsch oder sogar gesetzwidrig. Bei diesen Abrechnungen werde nicht ausgewiesen, wofür und an wen Zahlungen geleistet wurden, oft fehlen entsprechende Belege. Dazu kommt, dass mitunter auch Hausreparaturen über die Betriebskosten den Mietern aufgehalst werden, was nicht erlaubt ist.

Außerdem halten Vermieter Mietzins-Obergrenzen nicht ein und die Zuschläge auf Richtwert-Mieten seien meist „intransparent“. Regelmäßig Streit gibt es zwischen Mietern und Vermietern auch darüber, wer zum Beispiel den Austausch einer defekten Therme zahlt. Die Rechtslage ist laut AK etwas unklar. Oft helfe nur die Androhung des Mieters, dass er den Mietzins kürze, damit der Vermieter doch für die neue Therme aufkommt.

Kostenfalle Handy

Jede zehnte Beschwerde von Verbrauchern betrifft die Telekommunikationsbranche. „Ein Ärgernis ist die Tarifgestaltung“, sagt Zgubic. Als günstig beworbene Tarife würden oft nur kurze Zeit gelten oder sich durch zusätzliche Entgelte verteuern. Die Geschäftsbedingungen von Telekomanbietern beinhalten mitunter unzulässige Klauseln, viele wichtige Regelungen seien im Kleingedruckten versteckt.

Ein Dauerbrenner mit fast 122.000 Beschwerden ist das Thema Gewährleistung; also die Haftung des Verkäufers für eine mangelhafte Ware. Die Rücknahme von Geräten wird oft mit der Ausrede, der Defekt sei durch Verschleiß oder unsachgemäße Behandlung verursacht worden, verweigert. „Berechtigte Ansprüche werden schnell zurückgewiesen“, weiß Zgubic. Bei nicht funktionierenden Handys wird von Händlern gern behauptet, es liege ein Feuchtigkeitsschaden vor. Diese Ausrede ist mittlerweile der Klassiker bei der Ablehnung eines Gerätetausches.

Auch wird den Verbrauchern vorgegaukelt, dass der Hersteller zur Gewährleistung verpflichtet sei, was aber nicht stimmt.

Was Konsumenten ärgert
„Die Konsumenten wissen über die Gewährleistung nicht Bescheid“, sagt Josef Kubitschek, Chef des VKI. „Daher brauchen sie Unterstützung.“ Oft geben die Verbraucher aus Kostengründen aber klein bei. Wer klagt schon einen Händler wegen eines defekten 90-Euro-Handys. In einem Musterverfahren der AK um ein mangelhaftes Handy liefen sogar 9000 Euro Prozesskosten auf. Am Ende war es doch kein Wasserschaden.

Auch im Bereich Veranlagung sind die Konsumenten laut Kubitschek den komplexen Angeboten der Finanzdienstleister nicht gewachsen: Ein Schiffsfonds ist eben kein Sparbuch und kann untergehen. 82.000 Beschwerden zum Thema Geld haben AK und VKI bearbeitet. Sie fordern daher für große Anlegerfälle mit Tausenden Betroffenen (MEL, Alpine-Anleihen) die Einführung einer Gruppenklage, um deren Schadenersatzansprüche en bloc durchsetzen zu können.

Schadensbegrenzung: Was Konsumenten unbedingt wissen sollten

„Recht zu haben heißt noch nicht, recht zu bekommen“, sagt AK-Expertin Gabriele Zgubic. „Das große Problem ist die Rechtsdurchsetzung.“ In vielen Fällen verzichten die Verbraucher aber auf den Weg zu Gericht, weil sie hohe Kosten fürchten. Hier bieten die Arbeiterkammer und der VKI professionelle Hilfe. In ihrem Bericht zur Lage der Konsumenten widmen sie dem Problem der Durchsetzung der Rechte ein ganzes Kapitel. Auf 380 Seiten zeigt das kostenlose Handbuch (

). Fallen in Sachen Wohnen, Einkauf und Geld auf. Zugleich wird klar gemacht, was rechtlich erlaubt ist und was nicht.

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