Konjunktur: Schuldenkrise bremst Wachstum

Konjunktur: Schuldenkrise bremst Wachstum
Die heimische Wirtschaft wird 2013 schwächer wachsen als erwartet, die Zahl der Arbeitslosen wird deutlich steigen.

Der Konjunkturmotor stottert stärker: Die heimische Wirtschaft wird nach einem Miniwachstum heuer (siehe Grafik) auch im nächsten Jahr deutlich langsamer wachsen als bisher erwartet. Am Freitag revidierten die Wirtschaftsforschungsinsitute WIFO und IHS ihre Prognosen für 2013 von 1,3 auf 1,0 Prozent bzw. von 1,7 auf 1,3 Prozent nach unten. Die Ökonomen begründen das schwächere Wachstum mit der Verschlechterung des weltweiten Umfeldes, vor allem wegen der europäischen Schuldenkrise. Die Wirtschaft der Eurozone wird heuer um 0,4 Prozent schrumpfen und im nächsten Jahr mit 0,4 Prozent nur marginal wachsen.

Exportschwäche

Die weltweite Flaute drückt – so WIFO-Chef Karl Aiginger – auch auf den österreichischen Wachstumsmotor Export: "Die Exporte steigen, aber schwächer als bisher." Heuer dürfte es nur ein mageres Plus von 0,8 Prozent geben, 2013 sollen es dann gut 4 Prozent sein. Am meisten tragen die Konsumausgaben zur Konjunkturbelebung bei. Zwar steigt der private Konsum nicht mehr so stark wie 2010, er wird aber, so IHS-Chef Christian Keuschnigg, 2013 um 1,1 Prozent zulegen.

Einkommen schrumpfen

Konjunktur: Schuldenkrise bremst Wachstum

Für eine stärkere Konsumbelebung müssten, so WIFO-Chef Aiginger, die Einkommen stärker steigen. Allerdings werden heuer die Brutto-Löhne real – also nach Abzug der Inflationsrate – nur um 0,9 Prozent, 2013 gar nur um 0,1 Prozent wachsen. Netto bleiben heuer nur noch magere 0,2 Prozent übrig, 2013 sinken die Netto-Einkommen um 0,2 Prozent.

Eine Empfehlung an die Verhandler der Metaller-Herbstlohnrunde will Aiginger freilich nicht abgeben: „Grundsätzlich ist wichtig, dass es Reallohnsteigerungen gibt, um die Kaufkraft zu erhalten.“ In Zahlen: Die Löhne müssten um mehr als die prognostizierte Inflation – WIFO 2,3 Prozent, IHS 2,0 Prozent für 2013 – steigen.

Mehr Arbeitslose

Das schwache Wachstum drückt auch auf den Arbeitsmarkt. Zwar gibt es mit fast 3,4 Millionen einen neuen Beschäftigungsrekord. Die Zahl der Arbeitslosen – einschließlich der 60.000 Schulungsteilnehmer – wird aber mit fast 340.000 auf den höchsten Stand seit etlichen Jahren steigen. Die Diskrepanz zwischen Beschäftigungsrekord und hoher Arbeitslosigkeit ortet Aiginger darin, dass die von den Unternehmen nachgefragten Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt fehlen.
Ein Konjunkturprogramm halten die Wirtschaftsforscher trotz des Wachstumsknicks nicht für nötig. Wichtiger als Staatsgelder zur Konjunkturbelebung sei derzeit die Budgetkonsolidierung.

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