Konjunktur: OeNB senkt Prognose für 2013
Der internationale Konjunkturabschwung dämpft auch Österreichs Wirtschaftswachstum massiv, heuer im 2. Halbjahr steckt unser Land sogar in einer Rezession, wenn auch nicht so massiv wie die Eurozone. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat wegen der markanten Schwäche wichtiger Exportmärkte wie erwartet die BIP-Prognose für unser Land kräftig gesenkt. Für das Gesamtjahr 2012 rechnet sie lediglich mit 0,4 Prozent realem Plus, um einen halben Prozentpunkt weniger als noch im Juni.
Noch markanter fällt die Abwärtsrevision für 2013 aus, da soll die heimische Wirtschaft nur um 0,5 Prozent wachsen, im Sommer waren noch 1,7 Prozent erwartet worden. Auch wenn eine moderate Konjunkturbelebung schon zur Jahresmitte 2013 gesehen wird, rechnet die OeNB erst für das Jahr 2014 mit einem beschleunigten Wachstum von 1,7 Prozent, wie die OeNB am Freitag bekanntgab. "Natürlich, auch Österreich ist in einer kurzen Rezession", sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny zu den von seinen Volkswirtschaftern prognostizierten zwei Quartalen mit einem BIP-Rückgang im heurigen Jahr, nämlich im 3. und im 4. Vierteljahr.
Konjunkturpaket "nicht erforderlich"
Ein generelles neues Konjunkturpaket sei dennoch "nicht erforderlich", es sollten aber spezielle Maßnahmen etwa zum Arbeitsmarkt und die Qualifikation Beschäftigter und Nicht-Beschäftigter fortgeführt werden, so Nowotny. Schon ab dem Frühjahr 2013 soll es kein negatives Quartal mehr geben, und die BIP-Zuwächse sollten von Vierteljahr zu Vierteljahr leicht zunehmen. WKÖ-Präsident Christoph Leitl bezeichnete die OeNB-Prognose in einer Reaktion als "Auftrag für Wachstumsimpulse", aber auch als "Auftrag für eine effiziente Budgetkonsolidierung".
Auch im Wahljahr 2013 sollte Österreich seinen Budget-Konsolidierungskurs fortsetzen, forderte der OeNB-Gouverneur nämlich im Pressegespräch. Der mittelfristige Konsolidierungskurs habe sich eindeutig als erfolgreich erwiesen - ohne Schaden für die Konjunktur -, der "muss aber fortgesetzt werden". Das gelte auch für 2013, obwohl Wahljahre "immer sehr heikel" seien. Denn Österreich müsse seine starke Stellung auf den Finanzmärkten bei der Refinanzierung behalten. Angesichts der schwachen Wirtschaft bleibe der Schuldenstand ja bestehen, obwohl das Defizit sinke. 2012 werde die Defizitquote bei 3 Prozent erwartet; für 2013 sehe die OeNB einen Rückgang - auf 2,1 Prozent des BIP - voraus, für 2014 sogar auf 1,8 Prozent. Beim Schuldenstand glaubt man dagegen an einen Anstieg von heuer 74,6 Prozent auf 75,7 Prozent im nächsten und 75,4 Prozent des BIP im übernächsten Jahr.
Gemünzt auf die Eurozone sprach Nowotny "eindeutig" von einer "Rezessionssituation" und bezog sich damit auf die Prognoserevision der Europäischen Zentralbank (EZB) von Donnerstag. Diese erwartet jetzt für 2012 ein Minus von 0,5 Prozent und für 2013 erstmals ein Minus von 0,3 Prozent. Der Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung sollte im laufenden Quartal zu liegen kommen.
"Schwachstelle" Euroraum
Der Euroraum sei "leider die Schwachstelle der Weltwirtschaft insgesamt", hier werde der Tiefpunkt vermutlich im 4. Quartal erreicht sein, "und ich hoffe, dass wir das diesmal nicht nach hinten verschieben müssen", bezog sich Nowotny darauf, dass zuletzt von Monat zu Monat diverse Konjunkturprognosen international nach unten gesetzt werden mussten.
Österreich schlage sich im internationalen Umfeld noch relativ gut, sei aber keine Insel, betonte Nowotny: "Wir können uns der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht vollständig entziehen." Unser Land habe nach 2008/09 an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen und sollte das auch jetzt halten können, meinte Peter Mooslechner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Volkswirtschaft.
"Die Inflation in Österreich sehen wir 2013 unter 2 Prozent", sagte Nowotny - konkret rechnet die OeNB mit 1,7 Prozent harmonisiertem VPI-Anstieg nach 2,5 Prozent im heurigen Jahr. Dabei sehe man "eher Risken nach unten als nach oben". Die Arbeitslosenquote (gemäß Eurostat) werde ansteigen - von heuer 4,4 auf 4,7 Prozent 2013 und 2014 -, sie sei aber noch immer die niedrigste der EU, unterstrich Nowotny. Außerdem wachse die Beschäftigtenzahl an. Zudem weise Österreich eine positive Leistungsbilanz in einer respektablen Größe auf.
Viele Euroländer werden 2012 mit ihrem realen BIP-Niveau unter den Werten von 2007 liegen, Österreich und Deutschland als einzige Industrieländer darüber. "Insgesamt eine sehr schwierige Situation", so der Notenbanker. In Europa würden heuer 7 von 15 Staaten schrumpfen, verwies Nowotny auf die jüngste Prognose der OECD. Freilich geht er davon aus, dass diese Vorschau für den Euroraum von Ende November mit -0,4 Prozent für 2012 und -0,1 Prozent für 2013 zu optimistisch ist.
Die OeNB veröffentlichte heute auch die quartalsweisen Revisionen der EZB-Wachstums- und Inflationsprognosen. Diese seien "dramatisch" ausgefallen, so Nowotny. Demnach ist die Jahresprognose für 2012 von ursprünglich -0,1 Prozent auf nunmehr -0,5 Prozent gesenkt worden. "Noch dramatischer" fiel die Revision für 2013 aus, die Prognose wurde von +1,1 Prozent auf -0,3 Prozent zurückgenommen. Die Inflationsprognosen blieben dagegen im wesentlichen unverändert.
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