Klimawandel, Schädlinge, Windbruch: "Der Wald braucht andere Bäume"
Schlechte Zeiten für Flachwurzler. Vom Wind gefällt und vom Borkenkäfer durchlöchert. Die Rede ist von der Fichte, der am häufigsten in Österreich vorkommenden Baumart.
Die heimischen Wälder stehen wegen des Klimawandels vor einer Zäsur. Die Anpassung an höhere Temperaturen, stärkeren Schädlingsbefall und vermehrten Windbruch verursachen erhöhte Kosten und machen den Austausch von Baumarten notwendig. Der Wald im Jahr 2100 wird laut Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundesforste, ein „Wald der Vielfalt sein“. Weniger Monokulturen und mehr Mischwälder. Weniger Fichten und mehr Eichen, Buchen, Lärchen, Tannen und Douglasien.
Wobei regionale Unterschiede über die künftige Baumart entscheiden. Hohe Schäden durch Borkenkäfer gibt es vor allem in den Fichtenwäldern im Waldviertel und im Mühlviertel. Hitze und Trockenheit fördern die Vermehrung des Schädlings. Der ORF hat am vergangenen Donnerstag in der Sendung „Am Schauplatz“ über die Probleme der Bauern im Waldviertel berichtet. Riesige Waldflächen mit Fichten sind in der Nähe der tschechischen Grenze vernichtet worden.
Verlustgeschäft
Das Entfernen des Schadholzes und die Wiederaufforstung kosten deutlich mehr, als der Ertrag durch den Holzverkauf einbringt, betont der Präsident der Land&Forstbetriebe Österreich, Felix Montecuccoli. Vor allem wenn der Borkenkäfer und nicht der Wind für die Schäden im Wald verantwortlich ist.
Laut Montecuccoli betrug der klimabedingte Schaden für Waldbesitzer im 2017 rund 100 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es bereits 150 Millionen. Die Preise sind wegen des Ansteigens des Schadholzangebotes gesunken. Daher drängen die Waldbesitzer auf eine Waldmilliarde für Forschung, Aufforstung sowie Abgeltung von Härtefällen für die nächsten zehn Jahre. Darüber wird die nächste Bundesregierung entscheiden.
Die Erzählung vom Waldsterben ist allerdings falsch. Seit Jahren wachsen die Waldflächen in Österreich. Das wirkt sich übrigens positiv auf die heimische CO2-Bilanz aus. 48 Prozent des Staatsgebietes sind bewaldet. Montecuccoli spricht von einem „klimabedingten Waldumbau“. Davon sind auch alpine Regionen betroffen. Die Baumgrenze wird wegen der Erderwärmung um 200 bis 300 Meter nach oben wandern.
Die hohen Waldschäden sind zum Teil selbst verschuldetes Unglück. Fichtenholz ist ein beliebtes Bauholz und lässt sich gut verkaufen. Daher stehen heute Fichten, wo sie nicht heimisch waren.
Laubbäume wie Eichen oder die Douglasien kommen mit Trockenheit besser zurecht als Fichten. Tiefwurzler wie Lärchen oder Tannen haben eine höher Sturmstabilität oder kommen ebenfalls mit Trockenheit besser zurande.
Abgenagt
Lärche und Tanne sind allerdings auch die Lieblingsspeise des Rotwildes. Die verstärkte Kontrolle des Wildbestandes durch die Jagd wird wohl notwendig sein. Laut Bundesforsten werden wegen des Wildverbisses auf fast 50 Prozent der Flächen Tannen nicht höher als 1,30 Meter.
In hochalpinen Regionen wird es die Fichte weiterhin geben. Es gibt auch Versuche mit in Österreich neuen Baumarten. In der Steiermark etwa probierten es Waldbesitzer nach den massiven Schäden durch Sturm Paula mit fünf Millionen Festmetern Schadholz im Jahr 2008 mit dem Aussetzen der Baum-Hasel, auch Türkische Hasel genannt. Diese Baumart kommt aus Südosteuropa. Sie benötigt wenig Regen und ist angeblich ziemlich schädlingsresistent.
Was den Waldbesitzern ökonomisch helfen würde, wäre ein verstärkter Einsatz von Holz als Baustoff. In Wien Donaustadt wurde mit dem HoHo (Holzhochhaus) ein 24-geschoßiges Wohnhaus aus Holz mit einer Höhe von 84 Metern gebaut. Holz ist also im mehrgeschoßigen Wohnbau einsetzbar. In der Waldstrategie 2020+ der früheren Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger heißt es dazu: „Forcierte Verwendung von Holzprodukten, insbesondere als Baustoff bei Aufträgen der öffentlichen Hand.“
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