„Klimaschutz und Fliegen sind vereinbar“
Österreich soll ein maßgeblicher Produktionsstandort für CO2-neutrale, synthetische Flugzeug-Treibstoffe werden. Der türkise Luftfahrt-Staatssekretär im grünen Klimaministerium, Magnus Brunner, will dazu alle Kräfte im Land bündeln. Von Flugverboten hält er gar nichts, die Zukunft der Luftfahrt liege in der technologischen Innovation, sagt er im KURIER-Interview.
KURIER: Immer mehr Grüne und Klimaschützer wollen das Fliegen verbieten, zumindest die Kurz- und Mittelstrecken. Klimaschutz und Fliegen, das geht heute offenbar nicht mehr zusammen.
Magnus Brunner: Ich halte gar nichts davon, das Fliegen zu verteufeln oder sogar zu verbieten. Österreich braucht als Wirtschaftsstandort dringend internationale Fluganbindungen, Direktinvestitionen hängen unmittelbar damit zusammen. Und der Tourismus braucht die Luftfahrt sowieso. Fliegen ist nicht per se negativ, wir müssen es nur nachhaltiger gestalten. Denn auch wenn die Luftfahrt weltweit zu den CO2-Emissionen nur 3,8 Prozent beiträgt, kann diese Branche ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Was wird denn ganz konkret dafür getan? Greta Thunberg würde jetzt sagen, das ist doch alles bla, bla, bla.
Keineswegs. Nachhaltigkeit und Fliegen schließen einander nicht aus. Wir sollten nicht über Verbote sprechen und darüber wie wir die Menschen aus den Flugzeugen herausbringen, sondern wie wir alternative Kraftstoffe in die Flieger hinein bringen. Wenn wir die Klimaziele ernst nehmen, müssen wir praxisnahe Innovationen vorantreiben. Im Regierungsprogramm haben wir ein Commitment zur Entwicklung von klimaschonenden Treibstoffalternativen für die Luftfahrt abgegeben, sogenannten SAFs, Sustainable Aviation Fuels. Daher unterstützen wir auch das EU-Maßnahmenpaket „Fit for 55“ zu einer Beimischverpflichtung.
Könnten Sie den Fahrplan kurz skizzieren?
2025 soll der Anteil alternativer Treibstoffe in Flugzeugtanks bei 2 Prozent liegen, das entspricht einem Bedarf an SAFs in Österreich von rund 20.000 Tonnen. Bereits 2050 sollen 63 Prozent beigemischt werden, davon 28 Prozent synthetische E-Fuels. In Österreich ist das ein Bedarf von 600.000 Tonnen.
Bis 2050 dauert viel zu lange, würden die Klimaschützer sagen. Die Zukunft der Luftfahrt liegt in der Innovation. Und die Investitionen müssen in Österreich stattfinden. Mein klares Ziel ist, in Österreich alternative Treibstoffe für die Luftfahrt zu produzieren. Wir wollen in Österreich so gut darin werden, SAFs zu produzieren, dass wir unsere Expertise exportieren können und nicht in Zukunft selbst SAFs importieren müssen. Es gibt bereits tolle Projekte.
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