Kleine Trips aus sicheren Häfen

Kleine Trips aus sicheren Häfen
Veranlagung in stürmischen Zeiten. AAA-Anleihen bringen wenig, das aber sicher. Mehr Ertrag - und Risiko - gibt es in Osteuropa und in den Emerging Markets.

Die Schuldenkrise in Europa dominiert die Finanzmärkte. Über den Aussichten für die globale Konjunktur hängen dunkle Wolken. Mancher kalkuliert bereits damit, dass Europa die nächste Rezession bevorsteht. Alles in allem kein Umfeld, in dem Geldveranlagungen, die auch Erträge abwerfen, locker zu finden sind. Zudem gibt es massive Unklarheit darüber, welche Veranlagungen noch sicher sind. Der KURIER sprach darüber mit Wolfgang Traindl, dem Leiter des Bereiches Private Banking & Asset Management in der Erste Bank.

KURIER: Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 brach auch in Österreich zeitweise beinahe Panik aus. Bankkunden hoben Geld von ihren Konten ab, weil sie sich vor dem großen Crash fürchteten. Merken Sie jetzt ein ähnliches Phänomen?
Traindl: Nein, einen Run wie nach Lehman sehen wir nicht. Das Grundvertrauen in die Banken ist da, es gibt keine Panikstimmung. Aber wir werden schon oft gefragt, wie die Einlagensicherung funktioniert. Und die Kunden, die mehr als 100.000 Euro (bis zu dieser Grenze gilt die Einlagensicherung pro Kopf und Institut, Anm.) auf dem Sparbuch haben, beginnen zu verteilen.

Die heimische Inflationsrate lag zuletzt bei 3,6 Prozent. Schmilzt bei vielen Veranlagungen die reale Kaufkraft jetzt nicht ordentlich zusammen?
Die Inflationsrate liegt über dem Wirtschaftswachstum. Es ist viel schwieriger geworden, Vermögen real zu erhalten. Ganz wichtig ist es jetzt, die Sicherheit zu betonen, aber auch die Chance auf Erträge zu wahren. Unterm Strich bedeutet das Diversifikation, also das Verteilen auf verschiedene Veranlagungskategorien. Eine Barreserve ist wichtig. Aber am Geldmarkt allein kann man sein Kapital real nicht erhalten.

Was sind für Sie die sicheren Häfen fürs Geld?
Zu denen zählen Staatsanleihen von Euroländern, die die Bonitätsnote AAA aufweisen. Aber auch offene Immobilienfonds sind geeignet, die werfen drei bis vier Prozent Ertrag pro Jahr vor Steuern ab.

Und Gold?
Gold ist natürlich für die Beimischung geeignet, fünf bis zehn Prozent der Veranlagung kann man schon für Gold vorsehen. Aber eines muss einem schon bewusst sein: Gold ist das ultimative Cash, wirft aber keinen laufenden Ertrag ab. Wer sich für Gold interessiert - der Philharmoniker hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

AAA-Anleihen aus der Eurozone bringen nur sehr wenig ein. Bei welchen Anleihen ist mehr drinnen?
Da gibt es etliche. Zum Beispiel Anleihen aus Polen oder Tschechien, jeweils in Lokalwährung. Hier würde ich aber von Einzelinvestments abraten. Das sollte man zu Fonds greifen. Unser "Bond Danubia", der Osteuropa inklusive Türkei enthält, kann momentan eine Rendite von 8,5 Prozent vorweisen. Auch das Thema Anleihen aus Emerging Markets sollte man über Fonds abbilden.

Wie schaut es bei Unternehmensanleihen aus?
Ich rechne damit, dass es mehr Emissionen geben wird. Anleger sollten hier auf den höheren Investmentgrade-Bereich setzen. An die schlechteren Ratings sollte man sich erst wagen, wenn man sieht, wohin es mit der Wirtschaft wirklich geht. Wir gehen von niedrigen Wachstumsraten aus, aber nicht von einer Rezession.

Darf man sich über Aktien derzeit überhaupt drübertrauen?
Ein Großteil der Wachstumsabschwächung ist in den Kursen schon enthalten. Angesichts der Schuldenkrise ist das Umfeld aber noch sehr unsicher. Chancen auf moderate Kursgewinne gibt es aber in den USA und in Zentral- und Osteuropa.

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