Keine Staus: In Singapur nicht Wunschdenken, sondern Realität

Das Stadtzentrum zur Rushhour: Autos sind kaum zu sehen
Kehrseite: Privater Autoverkehr ist drastisch beschränkt und fast unerschwinglich. Der Stadtstaat kämpft vehement gegen Hitze.

In der 5,6-Millionen-Metropole Singapur mit einer Fläche von 719 (Wien 415) gibt es fast keine Staus. Weil Autos Luxusgüter im wahrsten Sinne des Wortes sind. Wer ein Auto kaufen will, muss zunächst eine Lizenz dafür erwerben. Kosten: ab 40.000 Euro. Wer sich dann noch ein Auto leisten kann, muss es nach zehn Jahren wieder zurückgeben. Oder mit Glück im benachbarten Malaysia verkaufen.

Hintergrund ist eine Politik, die den privaten Personenverkehr als Klimakiller drastisch einschränkt. Im Gegenzug wurde das öffentliche Verkehrsnetz im Stadtstaat umfassend erweitert. Trotzdem kämpft Singapur nach wie vor mit Dauerhitze. Die Durchschnittstemperatur beträgt 28 Grad Celsius bei 80 bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Temperatur steigt um fünf Grad

Durch den Klimawandel wird die Temperatur bis zum Jahr 2100 laut dem Singapore-ETH Centre for Global Environment Sustainability SEC um 4,6 Grad Celsius steigen.

Dabei ist das nicht einmal das Hauptproblem. Die Hitze wird durch die Speicherung in Asphalt und Beton noch einmal zusätzlich aufgeladen. Dieser sogenannte „Urban Heat Effect“ beträgt in Singapur sieben Grad. Die SEC sucht in Singapur fieberhaft nach Lösungen. Nicht nur für den Stadtstaat, sondern global.

Zuwanderung

Denn die Städte wachsen weltweit. In Singapur wurde die Zuwanderung vor rund zehn Jahren Richtung null gedrosselt. Offizielle Begründung: durch den Klimawandel wolle man die Bevölkerung in der Stadt stabil halten. Inoffiziell hört man, dass sich zugewanderte Chinesen nicht integrieren wollten. 77 Prozent der Bevölkerung sind Chinesen, 14 Prozent Malaien, acht Prozent Inder.

Neuntreichstes Land der Welt

Der Stadtstaat Singapur ist aktuell das neuntreichste Land der Welt. Das BIP pro Kopf liegt umgerechnet bei etwa 50.000 Euro (Österreich 39.000 Euro). Für heuer beträgt das Wirtschaftswachstum 2,4 Prozent.  Die Inflation liegt unter ein Prozent, die Arbeitslosigkeit bei zwei Prozent. Heuer wird erstmals seit Jahrzehnten ein leichtes Defizit von minus 0,7 Prozent budgetiert.

Die Ausgaben für Verteidigung, Soziales und Umwelt werden trotzdem erhöht.  Um wieder einen Überschuss zu erzielen, werden auf der Einnahmenseite Steuervergünstigungen abgeschafft und die Mehrwertsteuer von sieben auf neun Prozent erhöht. 

Durchschnittlich verdient ein Einwohner 1.500 bis 3.000 Euro im Monat. Das Leben ist teuer. Fast alle Lebensmittel müssen importiert werden. Ein  einziger Apfel kostet vier Euro.

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