Der Trick war simpel und lukrativ. Ein Knochen an der Hühnerbrust machte nach EU-Regeln daraus Billigfleisch – und hob damit alle Beschränkungen für den Import in die Union auf. Der ukrainische Hendl-Gigant MHP drückte so rasant wachsende Mengen an Hühnerbrüsten in den EU-Markt.
Expansion auf Hochtempo
Eine weitere Expansion war noch heuer geplant, dank großzügiger Kredite aus Europa. Die EBRD, Europäische Bank für regionale Entwicklung, hatte 100 Millionen Euro an Krediten für den weiteren Ausbau des schon bisher größten Hühnerfleisch-Produzenten der Ukraine vorgesehen.Nicht das erste Mal, das MHP – offiziell mit Sitz in der SteueroaseZypern – großzügig Geld aus EU-Staaten bekam. Mehrheitseigentümer des Riesen ist der Milliardär Yuriy Kosjuk, einer der reichsten Männer des Landes mit besten Beziehungen zur Spitzenpolitik.
Doch dann platzte der Skandal. Gemeinsam mit dem grünen EU-Abgeordneten Thomas Waitz und der NGO "Shifting Values" brachte der KURIER im Frühjahr den Skandal um die Hühnerbrüste aus der Ukraine ans Tageslicht. Die Aufregung war riesig. Vertreter der Landwirtschaft aus ganz Europa empörten sich über die unlautere Konkurrenz aus der Ukraine. Schließlich würden die EU-Richtlinien für Umwelt- und Tierschutz nicht gelten. Die EBRD habe ständig auf die nationale Gesetzgebung in der Ukraine verwiesen, ärgert sich der GrüneWaitz, "obwohl notwendige Kontrollen ausgeblieben seien. Ich habe vor Ort gesehen, wie die mit dem Mist umgehen, wie mies die Bedingungen für die Tiere und für die Angestellten sind."
waitz ukraine
Nach langem hin und her hat die EBRD nun eingelenkt. Der Kredit, so teilte die Bank mit, wird nicht vergeben. Für Waitz nur ein erster Schritt: Entwicklungsbanken wie die EBRD sollten kleine und mittlere Betriebe fördern, nicht den Markt beherrschende Giganten wie MHP.
Der Konzern selbst fühlt sich zu Unrecht angeprangert. Die Berichte über MHP seien "unfair", meinte Vorstandsvorsitzender John Rich gegenüber dem KURIER. Man würde ohnehin nach EU-Qualitätskriterien produzieren.
Waitz aber sieht in der Sperre des Kredits nur einen ersten Schritt. Nun müsse dringend die Lücke geschlossen werden, die den Schummel-Import erst ermöglicht habe. Die dazugehörige Reform soll noch heuer durch das EU-Parlament.
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